Das großartige Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer hat viele Menschen dazu bewegt, es mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung mal zu versuchen. Weitere wollen ihren Fleischkonsum zumindest einschränken, nur noch Bio-Fleisch oder „aus artgerechter Haltung“ kaufen.
Diese immense Wirkung verdankt sich aus meiner Sicht der genialen Herangehensweise des Autors: Leser und Leserin werden „da abgeholt, wo sie stehen“ und nicht mit der großen Moralkeule nieder gemacht, weil ihnen Fleisch schmeckt. Ja, der Autor gibt schon auf den ersten Seiten unumwunden zu, dass er Fleisch mag – und zeigt im weiteren dann auf, warum seine Liebe Grenzen hat.
Ist Fleischersatz „sündhaft“?
Bei meiner Erkundung der vegetarisch-veganen Kommunikationswelten stelle ich einerseits fest, dass es eine große Nachfrage nach Fleischersatz gibt. Viele kleine Firmen und Spezialversender bieten vegetarische Schnitzel, vegane Braten, Veggi-Würste und vegetarisches Grillgut. Sie alle finden offenbar genug Käufer, denn der Markt für „wie Fleisch“-Produkte scheint zu boomen.
Andrerseits bemerke ich eine recht seltsam anmutende Kritik von Seiten mancher Veganer und Vegetarier: Wenn ein Lebensmittel die Nähe zum Fleisch-Erlebnis wirklich SCHAFFT, dann melden sich alsbald Stimmen, die meinen, „ordentliche Vegetarier“ bräuchten keinen Ersatz, der so ähnlich schmeckt. Schließlich sei Fleisch für die menschliche Ernährung nicht erforderlich, also sei es falsch, an diesem Geschmackserlebnis zu hängen.
Klingt ganz so, als sei es eine „Sünde“, wenn sich unser Geschmack nicht auf Kommando ändert, bloß weil wir den vernünftigen Entschluss gefasst haben, kein Tierfleisch mehr zu konsumieren. Viele machen das heute, weil die Zustände in der Massentierhaltung zum Himmel stinken – ein Aspekt, in dem sich eigentlich ALLE einig sein sollten: Vegetarier, Veganer UND sogar „Flexitarier“, die noch ab und zu Biofleisch essen.
Fleischersatz verteufeln schadet gemeinsamen Zielen
Wer schon blöd angemacht wird, weil er nach einem richtig guten Fleischersatz sucht, wird in seiner Motivation, vom Fleisch wegzukommen, ganz gewiss nicht gestärkt! Im Gegenteil, viele erleben solche Vorwürfe als sektenhaft und fanatisch, moralinsauer und lustfeindlich. Und verfallen womöglich in Reaktanz, was gerade nicht im Sinne vegan und vegetarisch lebender Menschen sein dürfte.
Auch die Meinung, Fleischersatz sei nur ein Übergangsphänomen für Einsteiger, weil das Verlangen danach mit dem „richtigen Bewusstsein“ auf Dauer verschwinde, halte ich für wenig hilfreich. Denn bei weitem nicht alle entwickeln einen Ekel vor Fleisch, sondern lediglich einen Ekel vor der Art und Weise, wie Tiere gehalten werden, bevor sie im Kochtopf landen.
Und mehr noch: das größte Potenzial, den allgemeinen Fleischkonsum zu reduzieren und damit die derzeitige Massentierhaltung unrentabel zu machen, liegt nicht bei den Vegetariern und Veganern, sondern bei den vielen ganz „normal“ viel zu viel Fleisch essenden Menschen, die gar nicht vorhaben, dem Fleisch komplett zu entsagen. Die allermeisten von ihnen wissen nicht, was ich jetzt nach einiger Sucherei heraus gefunden habe: Es GIBT einen nahezu perfekten Fleischersatz!
Fleischersatz für Fleischesser!
Dass „Seitan“ (ich nenne es jetzt lieber WEIZENFLEISCH! Klingt nicht so nach Seetang..) nicht allgemein bekannter ist, liegt daran, dass es aus der Nische der veganen und makrobiotischen Szene bisher nicht heraus kommt und selbst dort im oben beschriebenen Sinn „umstritten“ ist. Man stößt erst darauf, wenn man sich selber für eine vegetarische Ernährung und eben auch für „Fleischersatz“ interessiert.
Doch auch Fleischesser haben vielfach ein Interesse daran, die Menge zu reduzieren – sei es aus politisch-ethischen Gründen oder zu Gunsten der Gesundheit. Und auch der Preis ist ein Aspekt: zwar beklagen wir alle, dass Massentierhaltungsfleisch so billig ist, aber wissen z.B. Harz4er, dass sich aus 500 Gramm Weizengluten für 1,60 Euro ganze 1400 Gramm richtig wohlscheckender Fleischersatz herstellen lässt? Ok, es kommen noch ein paar Gewürze dazu, aber der Preisunterschied bleibt dennoch immens!
Und so wird aufgrund der oft engstirnigen, ja feindseligen Kommunikation mancher Veggies gegen alles, was mit Fleisch auch nur von Ferne zu tun hat, das große Potenzial des „Weizenfleischs“ kaum genutzt! Würde Seitan als Fleischalternative für alle kommuniziert, die einen respektablen Eigenwert neben Tierfleisch hat (gesund, kalorienarm, cholesterinfrei, billig!), dann käme man dem gemeinsamen Ziel, die Massentierhaltung in der derzeitigen Form abzuschaffen und die Umwelt zu entlasten, mit großen Schritten näher.
Kurzum: Fleischersatz ist für ALLE gut – nicht nur für Vegetarier. Wer’s als „gestandener Veganer“ nicht mag, muss es ja nicht essen.
14. Dezember 2010 um 20:33
Hmja, über Massentierhaltung und deren Übel sind wir uns einig. Nicht zu vergessen ist die Haltung von Legehennen. Auch die EU-Bio-zertifizierten Betriebe sind meiner Meinung nach untragbar. Eilos läßt sich viel leichter leben, als fleischlos.
Die Lust auf Fleisch bleibt und ich halte Seitan allerdings für keinen schmackhaften Ersatz. Warscheinlcih liegt es daran, dass die Struktur sich nicht wie Fleisch anfühlt und das Kauerlebniss ausbleibt.
15. Dezember 2010 um 10:51
Also mich hat gerade die Konsistenz üerzeugt! Der Geschmack hängt ja eh von der Würzung ab und da hab ich gelernt: Klotzen, nicht kleckern! Der Kochsud muss so intensiv sein, dass man ihn pur nicht als Suppe genießen kann – erst so nimmt Seitan richtig Geschmack an. ‚Ne halbe Flasche Sojasoße PLUS Brühwürfel PLUS allerlei, was noch so im Schrank steht..
All die anderen „Ersatzfleischprodukte“ finde ich lange nicht so „fleischig“ wie Seitan – Sojaschnitzel zum Beispiel, oder gar Tofu! Wogegen Seitan eben pures Eiweis ist. Die Festigkeit kann man verbessern, indem man es in Tüten kocht, die die Ausdehnung des Teigs etwas behindern. Hab ich noch nicht probiert, steht abre an…
Und mt Liquid Smoke soll auch eine Verwandlung in „Rauchfleisch“ möglich sein…
15. Dezember 2010 um 13:44
liebe claudia,
heute abend (15.12.2010) widmet sich eine tv-sendung vegetariern und omnivoren, auch wenn das podium von der haltung her leider nicht zu gleichen teilen besetzt ist:
„Das Erste, ‚hart aber fair'“:
Tiere sind mir Wurst – haben Fleischesser keine Moral?
Weihnachtszeit ist Massenmord-Zeit – an Gänsen und Puten. Das sagen Vegetarier und fordern: Esst kein Fleisch! Spinnerei, Fleisch tut gut, ist lebenswichtig, sagen Fleischesser und Produzenten.
15. Dezember 2010 um 14:05
als ich (von einem tag zum anderen) aufhörte zu rauchen, gelang mir das nicht durch eine ersatzhandlung, sondern ich begann anders zu leben. seither (ca. 6 jahre) vermisste ich nicht eine einzige sekunde lang eine zigarette.
und jetzt der bogen zur vegetarisch/veganen ernährung. weshalb muss der verzicht auf fleisch, wurst etc. durch surrogate erträglich gemacht werden? einfach anders essen, also anders leben.
ersatz bleibt ersatz, befriedigend dagegen ist, z. b. tofu-, soja-, lupinenprodukte oder weizengluten als das zu essen, was sie sind: proteinreiche pflanzliche lebensmittel, die vielfältig gewürzt und zubereitet hervorragend schmecken und auch sehr appetitlich aussehen können.
jeder vergleich mit toten tierteilen auf dem teller würde mir den appetit vergällen. wenn man da angekommen ist, ist die umstellung der ernährung nicht mehr eine suche nach fake-fleisch und fake-wurst etc., sondern nach pflanzlichen proteinen, die nicht fleisch nachzuahmen suchen (was zudem in vielen fällen nur schief gehen kann).
15. Dezember 2010 um 15:21
Glückwunsch zu diesem leidfreien Rauchstopp. Mir ist das nicht gelungen, bzw. nur eine gewisse Zeit – und mein Fazit war: offenbar WILL ich nicht anders leben. :-)
Das mit dem „Fleischersatz“ versus „pflanzliches Einweißprodukt mit eigenem Wert“ sehe ich allerdings auch als Sprachproblem. Da ich hier vor allem Einsteiger anspreche und solche, die es vielleicht werden wollen, sind Worte wie Fleischersatz eben SEHR verständlich – und sie werden auch entsprechend oft gesucht. Wer googelt schon nach „pflanzlichem Protein“? Und nach „Seitan“ suchen meist Menschen, die das eh schon kennen.
Mein Motiv zum Vegetarismus ist auch kein Tier-rechtliches, sondern die Ablehnung der Massentierhaltung, der Umweltaspekt und die Gesundheit. Fleischgerichte ekeln mich also nicht, sondern haben mir immer geschmeckt. Und wenn ich mit „Seitan-Steaks“ tatsächlich eine befriedigende Fleisch-Erfahrung mache (hat mich selbst gewundert!) finde ich das klasse!
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19. Dezember 2010 um 19:11
Glückwunsch zu diesem leidfreien Rauchstopp. Mir ist das nicht gelungen, bzw. nur eine gewisse Zeit – und mein Fazit war: offenbar WILL ich nicht anders leben. :-)
dann wünsche ich dir zu wollen, was du mit „unverbissen vegetarisch“ versuchst :)
„[…] auch als Sprachproblem. Da ich hier vor allem Einsteiger anspreche und solche, die es vielleicht werden wollen, […]“
wird es denn bei diesem anspruch (für einsteiger) bleiben? – sonst könnte ich mich später mal wieder zu wort melden :P
„Mein Motiv zum Vegetarismus ist auch kein Tier-rechtliches, sondern die Ablehnung der Massentierhaltung, der Umweltaspekt und die Gesundheit. Fleischgerichte ekeln mich also nicht, sondern haben mir immer geschmeckt.“
damit hab ich nichts zu tun, dass fleisch etc. mir nicht mehr schmeckt, seitdem ich über meinen essgenuss hinaus dachte: an den lebensgenuss der „nutz“tiere. ein paar filmische schlachthausszenen, blicke in hühnermastanlagen, der mir vermittelte gedanke, dass selbst menschen im greisenalter immer noch die muttermilch einer anderern spezies zu sich nehmen genügten, mir im tiefentiefen den geschmack daran schlagartig zu nehmen.
bei früherem wissen um genaue lebens- und tötungsumstände wäre das mit ziemlicher sicherheit auch früher geschehen. weshalb wohl wird solches wissen im kindergarten, zu hause, in der schule verborgen gehalten? – falls pädagogen, lehrer etc. es überhaupt wissen.
auf diese weise geschah die ‚verwandlung‘ ohne jede anstrengung. die umstellung beim einkaufen und zubereiten war dann nicht mehr und nicht weniger als jene herausforderung, der man sich beim – sagen wir, wechsel von freehand zu illustrator zu stellen hatte, oder beim upgrade von software, zwei bis drei versionen überspringend :P
„Und wenn ich mit “Seitan-Steaks” tatsächlich eine befriedigende Fleisch-Erfahrung mache (hat mich selbst gewundert!) finde ich das klasse!“
es geht mir nicht darum, den genuss von fleischersatz abzulehnen, sondern um die frage, ob’s denn sinnvoll (= zielführend in deinem blog) ist, deinen lesern „Fleischersatz“ und mit eben diesem begriff schmackhaft machen zu wollen?
wenn nach dem motto ‚unverbissen vegetarisch‘ ab und zu ein bisschen weniger fleisch gegessen wird, bleibt der beständige vergleich zwischen tierfleisch und seitanfleisch nicht aus. ob und was dann an veränderung eintritt und bleibt – wir werden es hier hoffentlich lesen :)
20. Dezember 2010 um 00:44
@Susanne: Toll, dass das bei dir so einfach funktioniert! Ich erlebe das nicht so. Dass Tiere in der Massentierhaltung leiden und dass da schreckliche Dinge vorkommen, weiß ich nicht erst seit 3 Monaten, sondern eher seit Jahrzehnten. Das hat aber nicht dazu geführt, dass mir Fleisch nicht mehr schmeckte, sondern dazu, dass ich artgerechte Tierhaltung forderte und zunehmend bereit war, für solches Fleisch auch mehr Geld auszugeben. (Mir ist dabei klar, dass auch „bio“ nicht das ist, was man sich unter einem glücklichen Tierleben vorstellt, aber z.B. der Neuland- oder Demeter-Ansatz ist schon ziemlich akzeptabel.)
Der Punkt für mich war halt immer der: es gibt so verdammt VIELE Missstände! Ich bin nicht nur gegen Tierleid, sondern auch gegen Menschenleid und Ausbeutung, gegen Umweltsauereien und und und… Und nahezu auf allen Ebenen erkenne ich, dass meine / unsere westliche Fettlebe auf vielerlei Leid basiert, dass wir anderswo oder hierzulande anrichten. Um an allen mich berührenden Fronten die Welt zu verbessern, wäre es am besten, ich würde ganz verschwinden!
Toll, wenn jemand „seinen Dämon findet“ und mit ganzem Herzen und vollem Engagement Veganer oder sonst etwas sein kann, was in die richtige Richtung zeigt. Ich bin schon froh, wenn ich mich soweit sammeln kann, mal in Sachen „unverbissen vegetarisch“ das Leben und Bloggen auszuprobieren. Was daraus wird, wird die Zukunft zeigen. (Bei meinen Recherchen treffe ich immer mal Vegan-Blogs, die voll engagiert und radikal 3 Monate laufen und dann verstummen – DAS IMMERHIN wird man HIER nicht erleben. )
Bloggen verläuft entlang an meinem Erleben – insofern wird es wohl nicht NUR „für Einsteiger“ bleiben. Doch hoffe ich, diesen Sektor auch in Zukunft als wesentlichen ansehen zu können! Denn jeder Einsteiger ist ja einer mehr… :-)
Ja! Ich denke, an der Stelle ist wirklich was zu holen – etwas, was konsequente, radikale Veganer NICHT leisten können und wollen (was ich niemandem vorwerfe!). Dein Statement klingt, als wäre Seitan dem Fleisch immer „unterlegen“ – wogegen ich gerade erlebe, dass das gar nicht der Fall ist. Die gewisse Feindseligkeit, die von manchen Veganern gegenüber Menschen ausgeht, denen Fleisch schmeckt, ist definitiv ein Hindernis für all diese Fleischesser, die Alternativen aufgeschlossen auszuprobieren.
Ich habe schon zwei Freunde ins „Seitan-Kochen & Essen“ eingeweiht, die vorher überhaupt nichts davon wussten, dass es so etwas gibt – und WAS man alles damit machen kann! Eben AUCH all die traditionellen alten Gerichte – man muss nur das richtige Kochen, Braten und vor allem WÜRZEN lernen.
Sag selbst: wenn dir jemand deutlich macht, dass du ein Unmensch bist, bloß weil du auf den Geschmack dieser traditionellen Gerichte stehst – würdest du von solchen Menschen freudig das „andere Kochen“ lernen?
Soweit für jetzt!
(P.S. seit ich unverbissen vegetarisch blogge, esse ich tatsächlich überhaupt kein Fleisch mehr, in keiner Form – bin persönlich nur insofern „unverbissen“, dass ich es mir nicht verbiete. Denn ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass Verbote das Verlangen eher entfachen als vermindern)
20. Dezember 2010 um 15:32
Liebe Claudia,
zuerst mein glückwunsch zur fleischfreien ernährung! wie gelang es dir denn?
kann nicht finden, dass meine worte so klingen: „es geht mir […] um die frage, ob’s denn sinnvoll […] ist, deinen lesern “Fleischersatz” und mit eben diesem begriff schmackhaft machen zu wollen?“
du schreibst hier sogar selbst gegen erwartungen, etwas ersetzen zu wollen. zitiere dich hier aus der sojamilch-debatte:
eben – weshalb also in ‚einsteigern oder solchen, die es werden wollen‘ erwartungen züchten, er/sie könne seine fleischgerichte ‚ganz genau so mit‘ Fleischersatz ’nachbauen‘ ?
wäre es nicht besser, von _anderem essen_ zu sprechen, das nicht nur geschmacklich jede menge angenehmer überraschungen bietet? statt verbissen auf dem ‚wie fleisch‘ zu beharren ;-)
allerdings kann ich jederzeit empfehlen, vegane küche zu probieren, ob nun von josita hartanto (la mano verde), steffen weigelt (viasko) oder björn moschinski – von fachleuten zubereitet schmeckt ‚fleischersatz‘ besser als das original – weil mit gutem gewissen zu genießen :)
21. Dezember 2010 um 10:30
Hi Susanne,
was das Fleisch angeht, hatte ich eh lange schon nur noch selten „Fleisch von frei laufenden Tieren“ (Schafe aus Neuseeland, Rind aus Argentinien, Wild etc.) gegessen. Das wegzulassen und auf Wurst als Brotbelag zu verzichten, fällt mir bisher nicht schwer. Wenn es dann auch noch so ist, dass ich manches Traditionsgericht mit Seitan machen kann, seh ich gar kein Problem in der fleischfreien Ernährung. Käse / Milch hab ich vermindert und teils durch Sojaprodukte ersetzt – aber noch nicht ganz, da ich noch unsicher im Sinne einer neuen „vollwertigen“ Ernährung bin.
Das von dir zitierte Statement bezüglich Sojamilch zeigt die schrittweise Erfahrung, die ich mache. Fast nichts aus Soja kommt als „Ersatz“ den jeweiligen Milch- und Fleisch-Produkten wirklich nahe (Ausnahme bisher: Sahne, Vanillpudding). Seiten, den ich erst später kennen lernte, aber schon. Voraus gesetzt, man bereitet ihn entsprechend zu. Was als Unterschied bleibt, ist (so mein JETZIGER Stand, ich habe diverse „Verdichtungen“ noch nicht probiert), eine weichere Konsistenz – die mir persönlich aber durchaus entgegen kommt. :-)
Ich schreibe also hier immer, wie ich es gerade erlebe – und das ist von Lebensmittel zu Lebensmittel durchaus unterschiedlich. Was ich aber auf vielen Webseiten wahrnehme, ist, dass ich als Einsteigerin mit dieser Art „Suche“ nicht alleine bin. Ich will halt auch mal wieder den guten alten Sauerbraten mit Rotkohl essen können – und siehe da, das geht auch ohne Fleisch. Sowas begeistert mich dann – und das Wort „Fleischersatz“ ist da ja wirklich nicht falsch.
Die von dir erwähnten Restaurants werde ich natürlich auch noch aufsuchen!! Und Moschinskis Gulasch war für mich der Einstieg ins „Seitan erforschen“…
26. Dezember 2010 um 18:10
du schreibst: „Und Moschinskis Gulasch war für mich der Einstieg ins “Seitan erforschen”…“
und schreibst auch: „Björn Moschinski, bekannter Vegan Head Chef in Berlin, hatte in der Mensa der Uni Bochum Gulasch aus Sojawürfeln gekocht.“
vielleicht ist das noch nicht so klar, es gibt tofuprodukte aus der sojabohne, es gibt trockene sojaprodukte (z. b. sojawürfel, wie sie björn für seinen veganen gulasch verwandte) und seitan aus weizen hergestellt (gluten). auf letzteres verzichten glutenallergiker, für sie bleiben die beiden soyaproduktgruppen. daraus gibt es auch mischformen, ebenso im gemisch mit weizengluten.
10. Januar 2011 um 13:47
Der Seitan-Döner zählt mittlerweile zu meinen Standardessen. Schmeckt ausgezeichnet. Das panierte Sellerieschnitzel ist ein weiterer Klassiker des „Fleischersatzes“.
Übrigens sind es auch beim Fleisch weitgehend Würzung und Zubereitungsart, die für den geliebten Geschmack sorgen. Rohes, ungewürztes Fleisch behagt den wenigsten und auch ein in Wasser gekochtes Steak sorgt selten für Euphorie. ;-)
22. Februar 2011 um 15:42
Hallo,
nun möchte ich als *räusper* Fleischesser auch gerne einen Kommentar dazu schreiben. Ich lese sehr gerne in veganen Blogs mit und stöbere öft nach veganen Rezepten, da ich sehr wenig Fleisch esse (nur auswärts), und mich hauptsächlich vegetarisch (auch vegan) ernähre.
So mag ich es ebenso sehr gerne, z.B. (fleischessende) Bekannte mit selbstgemachten Seitan-Grillereien zu überraschen, selbst wenn ich daneben Fleisch esse wie sie auch. Denen „verkaufe“ ich Seitan nicht als „Fleischersatz„, sondern als eigenständiges Lebensmittel, sodass sie es sehr gerne selbst probieren und Seitan als Bereicherung des Speiseplans ansehen.
Eigentlich geht es mir hier um den Namen „Weizenfleisch“, der in diesem bzw. auch in einem anderen Beitrag vorgeschlagen wurde, um Fleischesser mit dem Wort Seitan nicht abzuschrecken ;-)
„Weizenfleisch“ finde ich jedoch weniger gut.
Erstens werden falsche Hoffnungen von Fleischessern erwartet, sodass sie eher enttäuscht als begeistert werden können. Es funktioniert besser, Fleischesser dafür zu begeistern, wenn Seitan eben als eigenständiges Lebensmittel definiert und mit nichts anderem verglichen wird.
Zweitens würden die ganzen Weizen-Allergiker davon abgeschreckt. Eine Bekannte von mir ist Weizen-Allergikerin, verträgt aber Dinkel (Ur-Weizen), weshalb sie (aufgrund meiner Seitan-Gerichte *g*) nun auch begonnen hat, ihren Dinkel-Seitan selbst herzustellen.
Drittens muss Seitan ja nicht unbedingt auf Weizen-Basis beruhen, sondern kann aus anderem glutenreichen Getreide hergestellt werden ;-) .
z.B. Dinkel (obwohl Ur-Weizenform), Reis oder Kamut.
Viertens gibt es keinen „eigenen“ Fleischgeschmack *g*.
Dies wird eigentlich mit dem 5. Geschmackssinn verwechselt: umami!
Sofern man seinen DIY-Seitan umami würzt, glauben die Fleischesser fälschlicherweise eben, es sei ein Fleischgeschmack, welcher jedoch nicht existiert. Es ist der Umami-Geschmack, den Fleischesser lieben.
Umamireiche Lebensmittel sind z.B:
vegan: Shiitake, Algen, Sojasauce, Tomaten, Mais, …
vegetarisch: Parmesan, Bergkäse, Camembert (alle sehr reif), Eier, …
;-)
lg
Elias
P.S.
@Claudia
Du schreibst, dass du gerade begonnen hast, bei den „Konsistenzen“ rumzuprobieren. Da gibt’s die vielfältigsten Arten, wodurch Seitan wohl eines der vielfältigsten Lebensmittel sein kann.
Da spielen hauptsächlich 2 Verhältnisse eine Rolle:
1) Verhältnis von trockenen zu flüssigen Zutaten
2) heiß/kalt
zu 1) Anfangen sollte man mit einem Verhältnis 50/50. Danach einfach rumtüfteln. Je weniger flüssige Zutaten, umso fester wird er. Je weniger feste Zutaten, umso weicher wird er.
Zudem wird oft Kichererbsenmehl bei den trockenen Zutaten verwendet, um den Seitan weicher zu machen (obwohl „trocken“) und die Backeigenschaften zu verbessern.
zu 2) Je heißer der Seitan ist, umso weicher wird er (oder gummiartiger) ;-). Kalt aus dem Kühlschrank ist er fester (z.B. für Aufschnitt-Wurst).
So sollte es eben für jedes Gericht auch unterschiedliche Rezepte (Zusammensetzungen) geben, um auch die gewünschte Konsistenz zu erhalten, wie man es von „Fleisch“ gewohnt war.
Ich als Fleischesser und Seitan-Liebhaber habe natürlich den großen Vorteil, auch mal beides parallel probieren zu können, um diese Konsistenzen und Geschmäcker zu testen ;-)
Viel Spaß und Glück beim Ausprobieren ;-)
23. Februar 2011 um 11:26
Hallo Elias,
danke für deinen umfangreichen und interessanten Kommentar!
Ja, das mit dem Wort „Fleischersatz“ ist nicht ganz einfach… meine Meinung dazu ist zumindest schwankend.
Erstmal sehe ich es so: wenn jemand beginnt, vegetarisch zu leben, hat er ja schon eine Ess- und/oder Kochroutine, die üblicherweise Fleisch/Milch/Ei/Käse, sowie Gemüse und Nudeln/Reis/etc. umfasst. Fällt nun Fleisch (und womöglich auch Milch etc.) weg. entfällt der ganze Eiweiss-Sektor – und braucht NATÜRLICH einen vegetarisch-veganen „Ersatz“.
In diesem Sinne finde ich das Wort „Fleischersatz“ ebenso wie Milchersatz u.ä. nach wie vor berechtigt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele im Web nach „Fleischersatz“ suchen, die von Seitan noch gar nichts wissen!
Dann die erste eigene Erfahrung: da ich z.B. Gulasch oder Gegrilltes/Gebratenes mit Zwiebeln ganz gerne mochte. versuchte ich, das mit Seitan nachzuempfinden. Und es ist tatsächlich ganz gut gelungen, jedenfalls insoweit, dass mir das Seitangericht meine Lust auf entsprechende Fleischgerichte weitgehend befriedigt. Mittlerweile sehe ich dieses Verlangen als „Lust auf Eiweiß“ in bestimmten Formen – und versuche nicht mehr, Seitan möglichst Fleisch-nah hinzubekommen. Die (bei meiner Herstellungsmethode) weichere Konsistenz mag ich z.B. ganz gern, sie nimmt auch Soßen besser an als Fleisch.
Das mit dem Geschmak „umami“ finde ich spannend und werde es mal genauer recherchieren!
Nun zur Konsistenz: einmal hab ich ein kleineres Stück Roh-Seitan in Alu gewickelt und gebacken. Das war der Mega-Flop! Sowas von fest und gummi-artig… gruslig! Konne ich wegwerfen. Hat mir aber gezeigt: je weniger Flüssigkeit zum „aufgehen“ da ist, desto fester und gummi-artiger wird Seitan.
Auch den gekauften mag ich nicht so, weil er mir schon einen Tick zu fest/gummiartig ist. Anders als Fleisch wird Seitan beim Kochen/Braten ja nicht wieder weicher… Von daher finde ich es seltsam, dass du „weicher“ zuletzt mit „gummiartiger“ verbindest – das widerspricht meinen Erfahrungen 100%ig!
Das mit der Kichererbsenmeh-Zugabe hab ich noch nicht probiert, da ich gar keine Grund sehe, Seitan „brotiger“ (bröckeliger..) werden zu lassen – und das ist ja wohl das Ziel, nicht etwa „weicher“, denn weich ist er bei 50:50 eigentlich genug.
Na, ein spannendes Feld und ich hab noch viel zu experimentieren!
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