Eigentlich sollte es ja das Anliegen jedes Supermarkts sein, dass Kundinnen und Kunden in ihrem Laden alle Waren des täglichen Bedarfs bekommen – und nicht für irgend eine Kleinigkeit noch extra woanders hingehen müssen. Zumindest die Basics sollten vorhanden sein, auch bei den Discountern, bei denen man nicht die gesamte Produkte- und Markenpalette erwartet, aber sehr wohl das, was man UNBEDINGT braucht.
Immerhin haben verschiedene Märkte gewisse Grundnahrungsmittel in ihr Sortiment genommen, die den Bedarf von Veggies, die sich gänzlich pflanzlich ernähren, durchaus bedienen. So gibt es etwa bei Netto und Aldi preiswerte Soja- und Soja-Reis-Drinks, bei REWE findet sich Naturtofu und sogar Soja-Sahne – aber bisher fand ich nirgends die paar wenigen Produkte versammelt, die ich so als Grundausstattung benötige. (Zu LIDL brauch‘ ich gar nicht mehr gehen, für die existiert veganer Bedarf schlicht nicht).
Wollen oder können sie nicht?
Natürlich können und sollen die Supermärkte nicht die spezialisierten Bio-Läden und veganen Märkte ersetzen, die eine breite Palette von allem anbieten, was man so braucht. Aber es ist schon ärgerlich, wenn ich NUR WEGEN RÄUCHERTOFU über einen Kilometer laufen muss, bloß weil sämtliche Supermärkte in meiner Gegend nicht begreifen, dass Räuchertofu für viele Veggies wichtiger ist als Natur-Tofu, eben weil man damit vielerlei Geräuchertes sehr gut ersetzen kann: Von Schinkenwürfeln und Leberwurst, über Kasseler bis hin zum durchwachsenen Speck und zur Würstcheneinlage im Linsengericht – geht alles super mit Räuchertofu!
Wohlgemerkt: ich lebe in einem Stadtteil, der eine „vegane Hochburg“ ist, also nicht auf dem Land, wo sie zu Recht einwenden könnten, dass derlei „Spezialitäten“ einfach nicht schnell genug umgesetzt würden. Ich bemerke im Gegenteil, dass die wenigen veganen Produkte schnell ausverkauft sind und offenbar nicht genug eingekauft wird, um den Bedarf zu decken.
Die Must-Have-Liste
Deshalb will ich hier mal eine Liste der Basics aufstellen, die aus meiner Sicht in jedem Supermarkt und jedem Discounter angeboten werden sollte – zumindest an all den Orten, wo auch eine entsprechende Käuferschicht zu erwarten ist. Dabei geht es nicht um „natürlich Veganes“ wie Obst, Gemüse, Mehl oder andere immer schon rein pflanzlichen Lebensmittel, sondern um jene, die man benötigt, um Fleisch- und Milchprodukte zu ersetzen. Für mich sind das die folgenden :
- Naturtofu – für viele eine wichtige Eiweißquelle, die sich vielfältig würzen und zubereiten lässt.
- Räuchertofu – ersetzt Geräuchertes und Gepökeltes;
- Sojadrink natur und/oder Soja-Reis-Drink
- Soja-Sahne und/oder eine andere Sahne-Alternative – unglaublich, wie viele Meter Milchprodukte da in den Regalen stehen, aber für Veggies oft gar nichts!
- Soja-Joghurt NATUR (also nix, was nach Vanille und süß schmeckt)
- vegane Würstchen – für mich nicht so dringend, wenns Räuchertofu gibt, aber für viele als schneller fauler Imbiss genau das Richtige;
Kritiker/innen wenden nun sicher ein, dass diese Liste zu Soja-lastig sei. Ich versuche jedoch, die Liste so aufzustellen, dass mit vielen Käuferinnen und Käufern zu rechnen ist. Und nach meinem Empfinden konsumieren viel mehr Menschen Sojadrinks als z.B. Hafermilch (die längst nicht so neutral schmeckt). Schön, wenn ein sogenannter „Vollsortimenter“ auch weitere Veggiewünsche wie Seitan, Hafer- und Lupinenprodukte etc. berücksichtigen würde, doch bringt das vermutlich nicht den Umschlag, den diese Läden brauchen. Auch gehe ich davon aus, dass es die Bio- und Vegan-Läden mit dem breiten Angebot weiter geben soll und wird. Supermärkte können und wollen diese (bisher) nicht ersetzen.
Dennoch kann ich mir auch noch eine „Nice-to-have-Liste“ für Supermärkte vorstellen. Dazu müssten dann aber auch große Hersteller mitmachen – um z.B. eine echte vegane Pizza MIT Käse-Alternative drauf (!) in die Tiefkühltruhen der Läden zu bringen.
Ihr seid nun eingeladen, die Liste aus Eurer Sicht in den Kommentaren ergänzen! Bitte dabei anmerken, ob das Wunschprodukt zu den Basics oder zum sonst-noch-Wünschenswerten gehört.
Update 29.1.:
Aus den Kommentaren ergänze ich die Must-Have-Liste um
- Trockensoja (Schnetzeln. Granulat, Medaillons – wenigstens irgendwas davon!
- Seitan-Fix (=Gluten) zur Zubereitung der beliebten Fleischalternative aus Weizeneiweiß
Ansonsten käme noch auf die Wunschliste (= nice to have):
- Käse-Alternative (in Scheiben, am Stück)
- Seidentofu – für Süßspeisen und herzhafte Quark-Alternativen
- Hafermilch
- Nuss-Schoko-Aufstrich
- Nuss-Mus / Mandel-Mus
28. Januar 2014 um 14:14
Volle Zustimmung!
Seit ich fast durchgängig vegan esse, vermisse ich außerdem zwei Dinge im stationären Handel:
– Sojaschnetzel und -granulat und
– Seitanpulver.
Gibt es zwar in dem einen oder anderen Reformhaus, aber zu Preisen für winzige Mengen… ehrlich.
Hafermilch mag ich übrigens geschmacklich lieber als Sojamilch, aber Sojamilch ist halt deutlich preiswerter.
28. Januar 2014 um 15:28
Grüß dich,
ich bin glücklicherweise regional mit Supermärkten gesegnet, die fast keine veganen Wünsche offen lassen… außer Seidentofu… Leider habe ich dafür keine vernünftigen Asiamärkte in der Nähe. Aber was zu meckern ist ja immer ;)
Ich kann mich also nicht beklagen über Mangel an Pflanzendrinks und sonstige Produkte wie Väse, Vleisch und Eiersatz.
Eine Liste veganer Must Haves für Supermärkte sähe bei mir dennoch so aus, auch wenn meine Einkaufsmöglichkeiten all dies kommentarlos erfüllen:
– Tofu (natur und geräuchert)
– Sojajoghurt natur
– Sojahack oder Schnetzel
– Pflanzendrinks (muss nicht Soja sein)
– Pflanzensahne (muss nicht Soja sein, auch aufschlagbar)
Nice to have:
– Väse
– Seidentofu
– Nuss-Schoko-Aufstrich
28. Januar 2014 um 20:33
In unserem Rewe gibt es immer beide Tofuvarainten, ebenfalls bei Kaufland. In beiden Supermärkten erhalte ich auch verschiedene Pflanzendrinks, bei Rewe sogar Mandel. Diverse vegane Bratlinge, „Würste“, Joghurt Natur und mit Geschmack, Pudding, veganer Blätterteig, Alsan, alles da.
Allerdings schmeckt mir Tofu von Taifun am besten. Den bekomme ich aber nur im Reformhaus, diversen Bioläden und meinem geliebten Vegankollektiv Dr.Pogo. Aufschlagbare Sahne sollte es noch geben. Als ich bei meinem Freund in Göttingen war, habe ich bei Tengelmann ein großes Sortiment veganer Lebensmittel gefunden, sogar Sojagranulat und Co.
29. Januar 2014 um 07:17
Also ich habe das Glück bei einem riesigen EDEKA zu wohnen, der nicht nur ein fettes Regal voll der genannten Sachen plus das Sortiment von Sojafit (der Brotaufstrich nach „pfälzer Leberwurst“-Art ist zum Niederknieen!) und Gardengourmet hat. Ich vermute auch, wenn ich da jemanden ansprechen würde, man wahrscheinlich Sachen die fehlen bestellen würde.
Was mir auf der Liste fehlt ist irgendeine Art Nuss- oder Mandel-Mus, weil ich noch keinen Supermixer habe und das Zeug also nicht eben mal selbst herstellen kann, und es ja wirklich dauernd in Rezepten vorkommt.
29. Januar 2014 um 07:47
als ich anfing vegan zu werden sah es hier (ländliche Wohngegend) noch sehr mau aus mit den wichtigen Produkten. Mittlerweile finde ich bei jedem Einkauf neues. Vor allem bei Edeka & Famila hat sich viel getan. Sogar die B12 Zahncreme habe ich entdeckt. Manchmal gibt es auch vegane Produkte in der Grabbelkiste heruntergesetzt. Manchmal sehen mich Leute seltsam an wenn ich leise Freudenquietscher ausstoße beim betrachten neuer vegan deklarierter Sachen. Rewe und Lidl sind bei uns aber auch eher Veganverweigerer.
29. Januar 2014 um 13:31
Danke für Eure Beiträge – hab den Artikel entsprechend ergänzt.
Zwei wenig bzw. gar nicht vegan „bestückten“ Märkten hab ich das dann auch auf FB gepostet (es darf geliked werden!):
REWE
https://www.facebook.com/rewegroup/posts/10202470403134073
LIDL
https://www.facebook.com/Lidl/posts/10202470413854341
und an ALDI per Kontaktformular hier:
https://www.aldi-nord.de/kontakt_form.php
dito an NETTO hier:
https://www.netto-online.de/Ticketsystem.chtm
29. Januar 2014 um 22:16
Hallo Claudia,
kurz Off-Topic: Ich bin erst vor einigen Wochen auf deinen Blog gestoßen; ich mag ihn sehr; auch deinen Umgang mit dem Thema, nicht alles »verbissen« zu sehen. Stehe aber noch weit am Anfang.
:-) Ich möchte mich vegan ernähren, weil ich die vegane Küche vor allem interessant – und sehr lecker finde.
Nun zum Thema: Ich frage mich, MÜSSEN die Discounter/Supermärkte solche Basics im Sortiment haben? Es gibt doch Alternativen – nicht überall, das ist mir schon klar.
Wenn ich nicht mehr zu LIDL gehen brauche, weil sie es nicht haben, dann gehe ich woanders hin. Bei Kaufland wird man bei jedem Einkauf an der Kasse gefragt, ob man dies&jenes gefunden hat; wenn nicht, wird es notiert; und bald findet man es dann im Sortiment. Ich möchte der Kette nicht (mehr) helfen, ihr Angebot zu verbessern. Ein »Netzwerk« von verschieden Läden, in denen ich einkaufe, finde ich interessanter.
Viele Grüße und danke für deinen Blog,
Bjorn
29. Januar 2014 um 23:31
Lieber Bjorn,
freut mich, dass du das Blog hier entdeckt hast und es dir gefällt!
Für MICH müssten sie zumindest das da haben, was ich in meiner Basis-Liste aufführe, denn dann muss ich nicht extra weit in den nächsten Bio/Vegan-Laden laufen, um mich mit für mich schier unverzichtbaren Basics einzudecken. KEINER der Märkte in meiner Nähe (Netto, Lidl, Aldi, REWE) hat z.B. Räuchertofu – und gerade DEN brauch ich unbedingt für ganz viele verschiedene Gerichte.
Klar, ab und zu gehe ich gerne in einen Bioladen oder zum Veganz – aber da komm‘ ich nie raus ohne viel zu viel Geld ausgegeben zu haben. Nix für den ständigen Einkauf…
Zudem ist es dahin viel weiter – was nichts macht, wenn man Zeit hat, gut zu Fuß ist oder das Wetter so ist, dass man das Rad nehmen kann (gut zu Fuß bin ich leider gar nicht, ab einer gewissen Distanz bekomm ich Schmerzen.. und die Zeit dafür mag ich mir auch nur selten nehmen, denn shoppen ist mir keine besondere Freude). Veganen „Spezialbedarf“ aller Art bestelle ich auch ab und an im Versand – ewig lange Haltbares wie kiloweise Gluten/Seitanfix oder Trockensoja, wie auch diverse vegane Spezialitäten kommen dann im Paket ins Haus, deutlich günstiger als aus dem Laden. Produkte des täglichen Bedarfs mag ich mir aber nicht schicken lassen, sondern erwarte das Nötigste schon von den „Nahversorgern“.
So liegts wesentlich am Lebensstil, am Geld und an den Läden, die nun mal wirklich in der Nähe sind, ob man das Sortiment der Supermärkte gerne verbessert sähe. Hätte nur EINER von denen Räuchertofu, wär dieser Artikel vermutlich nie geschrieben worden – gerade darüber ärgere ich mich jedes Mal!
29. Januar 2014 um 23:56
Ja, der Lebensstil und auch das Einkaufsumfeld spielen da eine Rolle. Das hast du recht. Ich kaufe nicht nur in kleinen (Bio)läden ein und meide die großen Ketten – ich finde den Mix für mich ganz gut. Die Frage, ob die Supermärkte das im Angebot haben müssen, schoss mir beim Lesen deines Beitrages als erstes durch den Kopf, ohne dass ich sie jetzt (für mich) beantworten könnte. Ich hab gerade nicht im Blick, wo du wohnst, aber vielleicht gibt es in deiner Nähe einen dm-Drogeriemarkt (für den Räuchertofu).
Viele Grüße, eine gute Nacht,
Bjorn
30. Januar 2014 um 08:25
Zu Lidl gehe ich auch schon seit langem so gut wie gar nicht mehr. Absolutes Muss im Angebot sind für mich Naturtofu und Sojadrink (oder andere Pflanzenmilch).
Darüber hinaus finde ich wichtig: Räuchertofu, Pflanzensahne (wobei ich Hafersahne mittlerweile lieber mag als Sojasahne). Räuchertofu finde ich von Zeit zu Zeit bei Aldi oder Netto. Aber hier habe ich das Gefühl, dass sich andere Veganer genauso freuen, wenn sie ihn entdecken und so ist er immer ganz schnell weg.
Vegetarische Würstchen kaufe ich von Zeit zu Zeit auch mal. Sehe sie nicht so als lebensnotwendig an, ist aber eine bequeme schnelle Beilage, wenn man mal nicht so viel Zeit zum Kochen hat.
Was ich in den Läden bei mir vor Ort bisher nicht gefunden habe und ab und zu vermisse ist:
Sojajoghurt natur (und zwar nicht der von Alpro, da er auch einen leichten süßen Geschmack hat, der von Provamel oder Sojade ist neutraler)
Alsan (zwar brauche ich sie inzwischen nicht mehr so oft, aber bei Mürbteig ist sie unverzichtbar)
Was zum Glück Netto bei uns hat sind Basics wie Bulgur, getrocknete Kichererbsen, Kokosmilch und Tahin. Das finde ich gut.
Etwas mehr Auswahl würde ich mir bei den Brotaufstrichen wünschen. Die gibt es zwar, aber es sind nicht alle vegan.
Seidentofu wäre natürlich auch toll, aber ich verwende ihn eher selten und nehme dann schon mal in Kauf, dass ich dafür weiter weg fahren muss.
Nice to have wäre im Angebot außerdem Pizza ganz ohne Käse (nein, ich brauche auch keinen Käseersatz) und im Sommer Lupinesse-Eis oder ähnliches (reines Fruchteis mag ich nicht so gern)
30. Januar 2014 um 13:07
@Christiane: ich wäre einfach mal gespannt drauf, wie arrivierte Großhersteller (Oetker etc.) sowas „wie Käse..“ auf die Pizza bringen! Ohne ist ja leicht… und würde vermutlich von Veggies auch gekauft, aber nie und nimmer von Alles-Essern. Und an die denke ich auch immer, viele haben nämlich durchaus schon eine gewisse Motivation, ihren Tierprodukte-Konsum zu überdenken und zu reduzieren – aber Pizza ohne Käse wär nix für sie. Wogegen eine mit Käse-Alternative zumindest mal probiert würde…
31. Januar 2014 um 11:54
@Hallo,
ich würde mir zwar auch wünschen bei den Discountern mehr vegane Produkte zu erhalten, da ich auch auf dem Land lebe. Aber selbst wenn diese großen Läden 3 oder 5 mehr vegane Produkte hätten, würde ich trotzdem in einem veganen Laden oder Bioladen einkaufen. Es ist einfach bequemer und ich muss nicht lange suchen, in welchen Regalen die veganen Produkte stecken. Lieber zahle ich in einem veganen Laden a bissel mehr, bin aber sicher das die Tofuprodukte auch genfrei sind.
1. Februar 2014 um 14:47
Da ich gerade beim Einkaufen mal wieder an den vielen Regalmetern mit Milchprodukten entlang gelaufen bin, finde ich einen übersichtlichen Kühlregalmeter für vegane Produkte fast schon erfreulich. Ich selber versuche mich ohne Surrogate zu ernähren. Bei Fleischnachbildungen fällt mir das sehr leicht, Tofu oder Saitanprodukte esse ich nicht besonders häufig und Veggie-Schnitzel gibt es nur bei Besuch.
Bei den erwähnten Milch-Regalmetern kommt mir aber der Verdacht auf, dass da auch eine mächtige Industrie beim Kampf um die Regallistung ordentlich gegenhält und auch deshalb sowenig Sortiment an Sojamilch und Co. bei den „Voll“sortimentern wie Rewe zu finden ist. Die Milchindustrie machte 2010 fast 60 Milliarden Umsatz, bei 234 Milliarden Lebensmittel-Gesamtumsatz. Die haben ein vitales Interesse, keinen einzigen Regalmeter verloren zu geben. Und wo würde ein Veganer seine Sojamilch im Supermarkt logischerweise suchen?