Die Erhaltung der Vielfalt von Kräutern und Gemüse ist in Zeiten weltweit agierender Saatgut- und Agrarkonzerne keine Selbstverständlichkeit. Ginge es nach ihnen, würden kleinen Anbieter und Erhaltern alter Sorten, sowie Bio-Saatgut-Initiativen Steine in den Weg gelegt, die ihnen den schon jetzt schwierigen Marktzugang weitgehend verunmöglichen.
Genau solche Hürden enthielt die geplante neue EU-Saatgutverordnung, die die EU-Kommission gerne durchgesetzt sähe: Aufwändige Zulassungsverfahren, extrem hohe Gebüren – ja, der Entwurf hatte sogar Befürchtungen geschürt, dass selbst Hobby-Gärtner kein Saatgut mehr tauschen dürften.
Nun, das „tauschen“ wäre zwar noch möglich gewesen, doch die Restriktionen wären mit der neuen Verordnung doch drastisch. So beschrieb die Süddeutsche Zeitung das drohende neue Saatgut-Regime im Mai 2013 wie folgt:
Zwar wird der Anbau in Privatgärten nicht direkt eingeschränkt, wie von Hobbygärtnern befürchtet, dafür aber auf dem Umweg über den Handel. Zudem werden die Hürden für die Zulassung von kommerziell genutzten Pflanzensorten so hoch gesetzt, dass sie eigentlich nur noch von Großkonzernen wie Monsanto, Syngenta, Bayer Cropscience oder der deutschen KWS genommen werden können. So kann etwa das Zulassungsverfahren für eine einzige Weizen- oder Tomatensorte den Züchter künftig bis zu 12.000 Euro kosten. Viele kleinere Saatguthersteller können sich das nicht leisten.
Mit Geld regiert man eben die Welt und setzt für alles Unerwünschte Preise an, die nurmehr Großkonzerne tragen können – so einfach ist das! Bzw. schien es zu sein…
Breiter Widerstand verzeichnet erste Erfolge
Auf die Veröffentlichung des Vorhabens hin formierte sich eine breite Protestbewegung: Kleine Saatgut-Erhalter und Produzenten, Hobby-Gärtner, Freunde alter Sorten und ihre Vereine, Initiativen und Verbände starteten eine große Kampagne gegen die konzernfreundliche Saatgutverordnungsnovelle. Vielfach wurden Europa-Abgeordnete kontaktiert, Petitionen gestartet, Protestschreiben versendet – mit Erfolg!
Wie man auf Saatgutkampagne.org nachlesen kann, haben sich die Europa-Abgeordneten im zuständigen Ausschuss zu einer Ablehnung bzw. Zurückweisung des Verordnungsentwurfs durchringen können – zumindest bahnt sich das so an, das Prozedere ist noch nicht beendet. Zitat aus dem am 19.1. veröffentlichten Information zum aktuellen Stand der EU-Saatgutgesetzgebung
Änderungsanträge der EU-Abgeordneten veröffentlicht: Breite Ablehnung des EU-Kommissionsvorschlags zum Saatgutrecht
Der Vorschlag der EU-Kommission zur Vereinheitlichung und industriefreundlichen Verschärfung des EU-Saatgutrechts scheint vor dem Aus zu stehen. Damit könnte die Abschlussforderung unserer Petition bei den EU-Parlamentarier/innen Gehör finden:„Wir fordern Sie die Mitglieder von Kommission, Parlament und Ministerrat der EU auf, jeden Vorschlag für eine neue Saatgut-Verordnung zurückzuweisen, der diese Anforderungen nicht erfüllt!“
Verschiedene Gruppen von Parlamentariern mit wichtigen Funktionsträgern aus fast allen Fraktionen fordern, den Vorschlag der Kommission für eine neue „Verordnung über die Erzeugung und Vermarktung von Saatgut“ zurückzuweisen. Dies hat die Veröffentlichung der Änderungsanträge (ÄA) durch den Agrarausschuss des Parlamentes am Wochenende ergeben.“
„Zurückweisung“ alleine reicht natürlich nicht, alle Parteien haben unterschiedliche Änderungsanträge eingebracht, die verschiedene Begründungen der Ablehnung enthalten und nach Meinung der Saatgut-Aktivisten zu wenige „andere Richtung“ vorgeben. Diese Änderungsanträge müssen auch erst noch abgestimmt werden, das Ding ist also bei weitem noch nicht „in trockenen Tüchern“.
Ich glaube erst dran, wenn eine neue, den Bedürfnissen auch kleiner Saatguthersteller und Erhalter Rechnung tragende Verordnung tatsächlich in Kraft tritt. Dann erst ist die Kuh vom Eis, bis dahin heißt es: dran bleiben!
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22. Januar 2014 um 10:12
Leider hast du vollkommen Recht: solange das Gesetz nicht rundherum bestätigt und abgenickt ist, ist es zu früh, sich zurückzulehnen.
Auf jeden Fall gibt mir dein Beitrag den Anstoß, unser Spendengläschen in der Küche mal wieder zu leeren und den Inhalt z.B. an http://kultursaat.org/verein.html zu schicken – die haben wir schon mehrfach unterstützt.