Seitan ist eine meiner Lieblings-Fleischalternativen, doch obwohl ich mit den Kochexperimenten gleich mit Weizengluten startete, blieb es eine relativ aufwändige Aktion, z.B. ein Seitangulasch herzustellen.
Auch Seitan aus Glutenmehl muss ja zunächst mit Flüssigkeit zu einem Teig geknetet und dann gekocht (oder gedämpft, gebacken, frittiert..) werden, bevor man das so entstandene „Weizenfleisch“ weiter verarbeiten kann. Und hier liegt schon der Hase im Pfeffer: die meisten Rezepte erfordern es, vielerlei Zutaten sowohl zum trockenen Gluten als auch zur Flüssigkeit hinzuzugeben. Der Kochsud, ebenfalls vielfältig gewürzt, ist meist direkt zum Wegschütten, was eigentlich eine Verschwendung ist. Und dann steht noch an, eine Soße zum Seitan zu kochen, die – soll sie richtig gut schmecken – auch nicht einfach aus der Fertigpackung, sondern mit diversem geschnippeltem Gemüse und geduldigem Rösten zustande kommt. Was für eine Koch-Orgie!
Es geht auch schneller – mit tollem Ergebnis!
Aus Faulheit hab‘ ich mir das Ganze heute sehr einfach gemacht, allerdings wusste ich gar nicht, dass mich diese Methode sogar noch mit einer Soßenbasis versorgen würde, die ganz erstaunlich „bratensoßig“ schmeckt!
Und das ging so: Einen gängigen Kaffeepott füllte ich zu 4/5 mit Gluten und schüttete es dann in eine Schüssel. Dann kam eine Portion Bouillon pur Delikatesse (ist vegan!) in den Pott, den ich dann zu drei vierteln mit kochendem Wasser aufgoss und mit einer Gabel auflöste. Um aufs gleiche Volumen Flüssigkeit zu kommen, gab ich noch ordentlich dunkle Sojasoße hinzu und goss die Flüssigkei zum Gluten in die Schüssel. Ein bisschen verrühren, dann kneten bis ein glatter Teig entsteht. Den legte ich als Fladen auf ein Küchenbrett und schnitt ihn in Scheiben.
Dann bereitete ich nochmal die gleiche Menge Flüssigkeit auf diesselbe Weise zu, schälte eine große Zweibel, zerschnitt diese längs in ca. 10 Teile und verteilte dann die Seitanscheiben, die Zwiebel und die Flüssigkeit auf zwei Gefrierbeutel, die ich zum Seitan-Kochen gerne verwende. In jeden Beutel gab ich noch einen Löffel Wasser, so dass der Seitan zu etwa zwei Dritteln bedeckt war – und je einen Schuss Rapsöl als „Geschmacksträger“.
Die eng verschlossenen Beutel mussten nun ca. 50 Minuten kochen, dann entleerte ich den Inhalt in eine Schüssel. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich diesen Sud wieder wegschütten würde, aber oh Wunder! Ein Geschmackstest ergab: eine ganz toll „fleischig“ schmeckende Soßenbasis war entstanden!
Es war also nicht nur die unaufwändigste Seitanproduktion seit je, ich muss auch nicht mehr viel machen, um ein tolles Seitan-Champignon-Geschnetzeltes auf den Tisch zu bringen: Pilze mit Zwiebeln in Öl anbraten, Mehl drüber streuen, weiter braten, mit der Soßenbasis ablöschen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, evtl. ein bisschen Sojasahne und Petersilie dazu – fertig!
Das mache ich aber erst morgen, vielleicht kommt dann noch ein Bild. Ein bisschen Seitan hab‘ ich gleich auf Brot gegessen, der große Rest reicht zusammen mit 200 Gramm Pilzen gut für zwei Personen.
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25. Mai 2013 um 10:20
Das werde ich sicher ausprobieren. Ich habe bisher 2x fertigen Seitan gekauft. Einer hat wirklich gut geschmeckt (Nagel Tofu), der andere ( Firma weiß ich nicht mehr) war so schrecklich, dass ich mir jeden Bissen runterwürgen musste. Beide Sorten habe ich für das gleiche Gericht ausprobiert.
Ich war ja nie eine begeisterte Köchin, ganz besonders mit Soßen hatte ich immer Probleme. Nun koche ich plötzlich gerne und war am letzten Wochenende erstaunt, wie lecker die Soße war, die ich – wie Du so treffend beschrieben hast – mit viel geduldigem Rösten, zubereitet habe. Wir haben den Rest der Soße am nächsten Tag einfach zu Kartoffelklößen gegessen, ohne etwas dazu, weil sie so lecker war.
25. Mai 2013 um 17:58
Ich meine mich zu erinnern, dass du auch mal Gläser zum Seitan-Kochen genommen hattest. Was ist an Gefrierbeuteln besser?
26. Mai 2013 um 13:15
@Elvira: einen „schrecklichen“ Seitan hatte ich noch nicht unter meinen Kauf-Experimenten. Die teuren aus Bio- und Vegan-Läden hab ich nur punktuell probiert, hängen geblieben bin ich (für schnelle Gerichte, wenn ich keinen Bock auf „selber herstellen“ hab) bei den MockDuck-Dosen:
https://www.unverbissen-vegetarisch.de/2012/12/mock-duck-mock-chicken-ente-und-huhn-vegan/
@Alex: Gläser nehme ich für Seitan-Wurst: https://www.unverbissen-vegetarisch.de/2012/06/seitanwurst-selbst-gemacht/ – und zwar ohne Koch-Flüssigkeit, also mit dem Ziel, eine relativ feste Konsistenz zu bekommen. Und eben auch die „Aufschnitt-Form“.
Für „normalen“ Seitan hat Thomas Gläser benutzt:
https://www.unverbissen-vegetarisch.de/2011/08/seitan-im-glas/
Ich hab das dann auch ausprobiert, für mein Gefühl brauchte der Kochvorgang aber sehr viel länger – und es ist umständlicher, denn die Gläser müssen ja auch in den Topf passen. Das ist aber wie gesagt nur eine punktuelle Erfahrung. Neue Berichte darüber interessieren mich durchaus!