Im Rahmen einer „Steinzeit-Simulation“ haben sich Lehrer in der César-Klein-Schule (Schleswig-Holstein) tatsächlich getraut, den Schülern die Schlachtung eines Kaninchens zuzumuten. Sie sollten lernen, wie Fleisch auf den Tisch kommt. Durchgeführt wurde die Schlachtung durch einen Landwirt, die Teilnahme war für die Kinder freiwillig. Während der Präsentation des Projekts am nächsten Tag wurde das Kaninchen auf heißem Stein gegrillt und verspeist, wobei auch Eltern zugelangt haben sollen. (Siehe „Tschüss, liebes Kaninchen“, SPON)
Barbarischer Vorfall?
Wie zu erwarten, war danach die Aufregung groß. Eltern beschwerten sich bei der Presse, ihr Kind sei nun „traumatisiert“. Der Sprecher des schleswig-holsteinischen Bildungsministerium versicherte, so etwas werde sich nicht wiederholen. Auch die Lehrer haben ihre anfänglich mehrheitlich zustimmende Haltung geändert – einzig der Landwirt blieb standhaft, der meinte: „Nicht die Kinder hätten das Problem, sondern die Eltern. Die wollten nämlich nicht wahrhaben, dass für eine Wurst auch ein Tier getötet werden müsse.“
Dazu passt, dass eine Mutter der Schule mailte, sie habe nun noch mehr Probleme, ihrem Kind zu erklären, wo das Fleisch herkommt. Gut so!
31. März 2011 um 20:02
Schlimm für das Kaninchen!
Aber dass Kinder beim Schlachten zuschauen müssen und so merken, dass ihr Schnitzel, Chicken-Nuggets und Co. von einem Lebewesen kommt und dieses dafür getötet wird, das finde ich eigentlich gut.
Ich habe als Kind meinem Opa beim Schlachten von Kaninchen zugesehen und fortan keine Kaninchen mehr gegessen.
31. März 2011 um 21:57
Ich bin mir da nicht ganz schlüssig. Einerseits bin ich der Meinung, daß eigentlich nur diejenigen Fleisch essen dürften, die bereit sind, das Tier zu töten – genauer: die ein Tier großzuziehen (oder sonst wie eine „Nähe“ zu ihm aufbauen), und danach dabei zusehen, wie man es tötet. Insofern ist der „Versuchsaufbau“ in der Schule genau richtig.
Andererseits weiß ich – als „behütetes“ Dorfkind – wie traumatisierend das sein kann, wenn man eine Schlachtung miterlebt. Eine meiner frühen Kindheitserinnerungen ist die eines Huhns, das wild flügelschlagend in einem Hof herumgelaufen ist, nachdem man ihm den Kopf abgeschlagen hatte.
Hm – interessante Geschichte.
31. März 2011 um 23:17
Wir haben eine Katze die uns auch ab und an mal eine Maus bringt. Das finde ich schlimm, sehe es aber als natürlich an. Ich lobe sie nicht, aber ich bestrafe sie auch nicht dafür. Ich finde bei den Menschen das Schlimmste, dass sie die Tiere nur zum Schlachten halten. Und das oft in ganz erbärmlichen Verhältnissen. Ich wohne in einem kleinen Dorf und kenne es von klein auf, dass Tiere die ich mit Namen nenne irgendwann geschlachtet werden. Aber als Kind hat man mich davor fern gehalten. Auch heute wäre ich entsetzt, wenn man in der Grundschule meiner Tochter ein Kaninchen geschlachtet hätte. Wir haben auch Zwergkaninchen und meine Tochter hätte sicher bei der Unterschriftenaktion mitgemacht. Andererseits ist meine Tochter aber auch sauer, dass es bei uns kein Fleisch gibt. Die Oma und alle anderen Mamas kocht viel besser als die eigene Mama und der Saitan hat nach Brot gerochen und bäh geschmeckt …
Viele Grüße
Astrid
1. April 2011 um 08:56
@Astrid: ja, mit Kindern ist vegetarisch leben sicher nicht ganz einfach! Was sagst du deinem Kind, WARUM du das machst? Ich lese ja auch von Kindern, die erfuhren, woher das Fleisch kommt und nie wieder welches wollten – allerdings eher aus Fleisch-Esser-Familien.
1. April 2011 um 09:16
Ich habe als Kind früh gelernt, dass aus kleinen Kaninchen große Dicke werden und aus süßen Lämmern ziemlich lahme Schafe. Und das beide ziemlich gut schmecken, wenn sie mal geschlachtet sind.
Beim Schlachten der Kaninchen habe ich schon geholfen, als ich noch keine 10 war. Der Akt des Tötens ließ mich damals schaudern. Und tut es heute noch. Den Appetit hat mir das nicht verdorben. Aber ein Gefühl dafür, dass man Fleisch in Maßen und mit Erfurcht essen sollte.
Meine Schwester hat aus den gleichen Umständen andere Schlüsse gezogen und isst schon seit damals kein Fleisch. Genau wie meine Tochter heute.
Ich finde jeder sollte jederzeit selbst und immer wieder neu entscheiden dürfen, ob er das Töten von Tieren in Kauf nehmen möchten, um deren Fleisch zu essen. Eine Entscheidung, die aber nur sinnvoll getroffen werden kann, wenn man weiß worum es geht. Das „Trauma“ eines zu schlachtenden Kaninchen ist in diesem Zusammenhang durchaus angemessen.
(Wirklich barbarisch ist übrigens nicht das Schlachten, sondern die Art wie wir heute Tiere halten.)
2. April 2011 um 21:21
Ich habe auch über diesen „Vorfall“ gelesen und finde es völlig ok, dass Kinder so etwas erleben können. Wenn sie danach kein Fleisch mehr essen wollen, dann ist das eben so.
Als Kind habe ich am Bauernhof meiner Großeltern und auch bei uns zuhause oft das Schlachten von Schweinen, Hühnern, Kaninchen etc. miterlebt und bei der Weiterverarbeitung geholfen. Das hat für mich einfach dazugehört. Es war jedes Mal zwar schlimm, ein Tier sterben zu sehen, aber wer Fleisch essen will, muss eben was dafür tun. So bin ich aufgewachsen und ich finde, dass man auch nur so einen „gesunden“ Zugang zum Essen von Fleisch bekommt. So hat man die Chance, sich wirklich damit auseinander zu setzen und Entscheidungen zu treffen.
Dass das jetzt in den schleswig-holsteinischen Schulen nicht mehr gemacht werden darf, finde ich schade.
Liebe Grüße, Margit
4. April 2011 um 14:45
für die Kinder traumatisch und nicht zu entschudligen,
die Lehrer haben m. E. da versagt , sie hätten die Elten dazu bitten müssen.
Kinder die Fleisch nur als Hack und Wurst kennen, dürfen so nicht geschockt werden, da haben die Eltern vorher versagt.
Ich bin mit den Hausschlachtungen groß geworden, nur beim Töten der Hühner , Schweine.. durften wir als Kinder nicht zusehen, erst beim Zerlegen und Wurstmachen;
Ebenso gehörte das Schlachten und Ausnehmen von Fisch zu meinem Alltag als Kind, mein Vater war Fischer.
Wir haben erlebt, woher das Fleisch kam und hatten damit keine Probleme.
Es wurde nie ein Tie mit Namen geschlachtet,
zu dem man eine Beziehung aufgebaut hat.
Ich kenne einen Biobetrieb , das das Fleisch nur als Hackfleisch verkauft, weil es nicht anders verlangt wird!!
In meiner Schulküche biete ich immer vegetarische Alternativen an , aber in der Ausbildung Hauswirtschaft wird die Zubereitung von Fleisch gelehrt.
Meine Berufsschülerschüler haben einmal ein Hühnerfrikasse zubereitet, aus einem ganzen Huhn, und sie waren sehr überrascht.
Da wurde mir klar, dass sie Fleisch nicht als Produkt von Tieren sehen. Da besteht großer Auklärungsbedarf.
Frauke
5. April 2011 um 14:13
Ich bin diesbezüglich sehr gespalten – auf der einen Seite hängt es von der Seele des jeweiligen Kindes ab, inwieweit es davon traumatisiert ist oder nicht. Andererseits ist eine Schlachtung – und damit verbunden die Auslöschung eines Lebewesens – ein brutaler Akt, und ich bezweifle dass dies die Kinder „einfach so“ wegsteckten.
Im Prinzip finde ich es gut dass die Kinder nun wissen dass das Fleisch nicht einfach schon in „Schutzatmosphäre eingepackt“ auf die Welt kommt. Aber ich denke es hätte auch andere Wege gegeben. Den Film „Earthlings“ kann man hier und da schon komplett downloaden, hätte man davon Ausschnitte gezeigt wäre es trotz der Grausamkeit abstrakter gewesen (weil eben ein Film) und damit vielleicht für die Kinder etwas schonender.
Joachim
14. April 2011 um 23:06
Wenn man mir als Kind sowas zugemutet hätte, wäre ich vermutlich nicht traumatisiert, aber doch schockiert gewesen. Als Stadtkind im Vorstadtghetto aufgewachsen habe ich Tiere eigentlich nur im Fernsehen gesehen. Der Bezug zum Tier als Nahrung kam erst durch die Arbeit auf einem Demeterhof, aber selbst dort sind die Kinder nicht zugegen, wenn Kleintiere geschlachtet werden.
Die Eltern sind in die Pflicht zu nehmen. Ihnen hätte man die Schlachtung zeigen sollen, denn sie kaufen die Wurst.
Nun sind es vermutlich die Kinder, die ihre Eltern erziehen und ist das ganz richtig so.
9. September 2011 um 17:37
Trotzdem begannen wir in grauer Vorzeit (vor ca. 2,2 Millionen Jahren) mit Hilfe unseres bemerkenswerten Verstandes, Werkzeuge zu erfinden, um unsere physischen Grenzen zu überwinden. Sie befähigten uns, andere Tiere zu töten und ihr Fleisch zu verzehren. Wir wurden gewohnheitsmäßige Allesfresser, unser Körper ist robust und anpassungsfähig genug, um größere Mengen Fleisch verarbeiten zu können
Soll ich etwa mit den Eckzähnen anfangen?
Also Vegatarier sowie Veganer zu sein ist schlicht und einfach eine Modeerscheinung.
In diesem Sinne Gruß
17. Dezember 2011 um 23:02
@Mathias
100% Zustimmung. Ferner möchte ich noch ergänzen: Eine Wohlstandsgesinnung!
11. Januar 2012 um 14:55
Auf Kosten der Tiere billig produziertes Fleisch zu essen, welches sich jeder HartzIV-Empfänger leisten kann, ist eine „Wohlstandsgesinnung“!
Auf Fleisch zu verzichten ist kein Trend, sondern eine Lebenseinstellung, die aus vorigem Nachdenken resultiert.
Ein „Allesfresser-Gebiss“ berechtigt niemanden dazu, Tiere in der Massentierhaltung zu Tode zu quälen.
Punkt.
15. April 2014 um 17:47
Da diese Schlachtung wohl auf freiwilliger Basis zusatten ging, sollte sich niemand im Nachhinein beschweren. Klar ist so etwas keine schöne Erfahrung für ein Kind, jedoch sollten Kinder so früh wie möglich ein Bewusstsein für ihre Umwelt und so auch Essen entwickeln. Durch die zunehmende Urbanisierung verschwindet dieses Bewusstsein zunehmend und so ist es kein Wunder, wenn wir 6 Wurstscheiben auf einem klitzekleinen Brot packen, ohne darüber nachzudenken, dass dafür ein Tier gestorben ist. 1-2 Scheiben reichen wohl auch und es schmeckt genauso gut!
Die Erwachsenen sind heute schon so verkorkst und nehmen alles für selbstverständlich. da ist es manchmal nötig, dass die Kinder die Eltern erziehen und sie auf einen bewussten Umgang mit der Natur erinnern.
Das Schlachten eines Kaninchens ist eine Möglichkeit.
16. April 2014 um 11:32
Da oben steht noch ein Spamkommentar (avto)
19. April 2014 um 12:40
danke, hab ich gelöscht!