Wie die TAZ berichtete, will die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) den Hunger auf der Welt mit Insekten stillen. Gegrillte und gekochte Termiten, Grashüpfer, Bienenlarven und manches andere, was da kreucht und fleucht, seien eine „einzigartige Alternative“ zu Fleisch, da die Insekten ebenfalls einen hohen Protein-Anteil aufweisen.
Insekten zum Essen in Kambodscha
In asiatischen Ländern stehen Insekten vielerorts schon lange auf dem Speiseplan. Auf meinen Reisen nach Kambodscha gab es da einiges zu sehen, z.B. diese frittierten Vogelspinnen aus Skun, das für diese Delikatesse berühmt ist:
Die Spinnen sind auch in Kambodscha nicht allgemein üblich, doch finden sich andere Insekten auf jedem einheimischen Markt. Hier das Angebot einer Händlerin in Phnom Penh:
Da liegen die Käfer und Larven einträchtig neben Scampi und Geflügel! Und es fällt auf, wie seltsam es ist, dass wir Europäer Käfer „igitt“ finden, aber Scampis schätzen. Denn hübscher sind die ja auch nicht…
Hier nochmal ein deutlicherer Blick auf ein Angebot mit Käferlarven und Grashüpfer:
Mein Freund und Reisebegleiter hat übrigens sowohl die Spinnen als auch Seidenraupen probiert und fand sie recht „geschmacksneutral“.
Wie stehen Veggies zu Insekten?
Auf das Thema „Insekten statt Fleisch“ bin ich aufgrund eines Postings im Vegetarierforum.com gestoßen. Da hatte jemand den TAZ-Artikel gepostet, doch groß diskutiert wurde diese „Fleisch-Alternative“ nicht. Was mich ein wenig wunderte, denn angesichts manch anderer Gespräche auf dieser Plattform hätte ich eigentlich erwartet, dass sich zumindest Veganer gegen den Insekten-Verzehr aussprechen.
Im Grunde kann zwischen Muscheln, Scampis, Würmern, Käfern und Spinnen in Sachen „Tierleid“ kein großer Unterschied bestehen – oder was meint Ihr? Ich verstehe aber gut, dass bezüglich Insekten die Solidarität bei vielen aufhört, denn kollektiv liegt uns die phobische Reaktion da weit näher als das spontane Mitgefühl.
Alles in allem glaube ich nicht, dass sich Insekten auch in den industrialisierten Ländern als Fleischersatz etablieren werden. Trotz gelegentlicher Angebote frittierter Würmer in Berliner Szene-Lokalen, die ich auch schon mal probiert habe (vom Wurm selber schmeckte man da gar nichts mehr…).
4. Januar 2011 um 14:51
Ich finde zu dem Thema (und auch allgemein) den Wikipedia-Artikel „Nahrungstabu“ sehr interessant und aufschlussreich. http://de.wikipedia.org/wiki/Nahrungstabu#Insekten
Inwiefern der „Welthunger“ damit bekämpft werden soll kann ich mir nicht so gut vorstellen, da an tierischer Produktion ein Schwein oder so wahrscheinlich einfacher zu halten und aufzuziehen ist. Pflanzlich scheint da der sinnvollere Ansatz.
Letztendlich ist der kulturelle Hintergrund sicherlich ein hinderungsfaktor, sowie jemand der sich gezielt um so ein Problem bemüht.
5. Januar 2011 um 19:50
Insekten sind für mich genauso Tiere. Wäre ich strikte Vegetarierin, würde ich sie keinesfalls essen. (Was ich aber ohnehin nicht tue.)
Meeres“früchte“ habe ich nie gegessen. Wahrscheinlich, wenn ich ehrlich bin, weil sie Insekten zu ähnlich sehen – die Scampi jedenfalls. Und Muscheln oder Austern sind mir den Nacktschnecken zu ähnlich – zumindest tauchen diese Bildvergleiche in meinem Kopf sofort immer auf. Lauter kulturelle Tabus eigentlich.
Einmal in Jugendjahren habe ich frittierte Raupen aus Afrika gegessen. Sie haben irgendwie geschmeckt wie diese Erdnussflips, die meine Oma so geliebt hat. Also nach Luft, Fett und wenig Geschmack.
Ein Vegetarier, der Insekten isst, ist für mich keiner.
Liebe Grüße, Margit
22. September 2011 um 16:49
soweit ich weiß können insekten keine schmerzen empfinden.
1. fehlt in den ganglien ein schmerzzentrum und 2 gibt es keine schmerzreaktionen. Also es gibt keine schonhaltung, keine anzeichen von stress wie schnelle bewegungen, frassverweigerung, flucht und abwehrbewegungen etc..
Man sieht oft Weberknechte, denen diverse beine fehlen (vermutlich im kampf verloren) weiterleben wie zuvor und auch andere insekten verhalten sich eher gestresst wenn sie in der bewegung eingeschränkt sind oder sich bedroht fühlen, aber auf fehlende extremitäten reagieren sie kaum.
solte man also insekten anständig züchten und sie nicht in so enge gefäße packen würde ich sie schon essen-sofern nicht irgendwann doch bewiesen wird, dass sie schmerzen leiden. Darum geht es mir halt, ich will keinen lebewesen schmerzen zufügen und ihnen ihr leben nehmen, wenn insekten aber keinen schmerz spüren können ist das was anderes.
Daher hätte ich auch weniger probleme mit muscheln, nur mag ich die geschmacklich nicht so.
Pingback: Gastbeitrag: Der Kopf isst mit » Unverbissen vegetarisch
14. Februar 2012 um 14:29
Ich habe neulich selbst Insekten mit Freunden gemacht und die sind wirklich lecker und einfach zu machen.
28. März 2012 um 22:36
Das Insekten keine Schmerzen empfinden ist Unsinn.
Selbst Schleimpilze die wesentlich weniger ausgebildet sind weichen ’schmerzhaften Reizen‘ aus…
Alle Organismen die sich frei bewegen können, reagieren auf gefährliche Reize, nur manchmal halt auf für uns nicht wirklich offensichtliche Weise…Schmerz ist dazu da um einen Organismus vor etwas zu warnen das ihm schadet.
Eine Ameise wird sich verzweifelt gegen einen Ameisenlöwen wehren, eine Biene verkrampft und windet sich wenn eine Wespe sie sticht, eine Raupe..ja auch eine Raupe gehört mehr oder weniger zu dieser Gruppe, wird zucken, sich winden, versuchen zu entkommen wenn ein Vogel sie im Schnabel hält.
Das ein Weberknecht z.b. trotz fehlender Beine weiter herumkletter und krabbelt ist doch normal, was soll er sonst tun? Würde er sich elend in eine Ecke legen hätte ihn gleich der nächste Beutergeifer.
Das Insekten und ähnliche Wesen Angst und Schmerzen empfinden merkt man doch spätestens wenn man sieht wie sie erschreckt davonlaufen oder einem Rivalen drohen.
Die Weltbevölkerung damit zu ernähren halte ich für Utopie da auch Insekten mehr Nahrung aufnehmen als sie hergeben …genauso wie alle Tiere eben einenTeil der Nahrung schlicht verheizen.
Insekten würden zwar weniger Nahrung verschwenden als ein Huhn oder ein Rind, aber sobald es in Massen gezüchtet wird, ist der ‚Wurm‘ drin.
Und es wäre recht unsinnig in einem Land Getreide anzubauen nur um dann damit Insekten zu füttern und weniger rauszubekommen als man reingesteckt hat, oder?
Freilebende Insekten bzw Spinnen zu fangen und zu verzehren,man sieht ja was mit anderen wilden Delikatessen geschieht.
Taranteln, Frösche, Echsen, Schlangen sind mittlerweile bedroht bzw manche Arten durch das ‚Große Fressen‘ ausgerottet.
Nicht anders als so viele andere Tiere wie Dodos, Mammuts, Wandertauben, das Ur und viele, viele mehr.
Und was wir dann für ein Chaos im Ökosystem anrichten…das kann auch keiner wirklich ahnen. Damit hatte der Mensch ja nie viel Glück(Agakröte/Wanderratte etc pp)
Sieht eh schon schlimm genug aus,leider.
29. März 2012 um 14:50
@robin: hab Dank für deinen umfangreichen Kommentar, dem ich inhaltlich voll zustimme!
28. November 2012 um 14:22
Ich habe vor kurzem angefangen Mehlwürmer (eigentlich Mehlkäfer) zu züchten. Ich hab da wenig Mitleid mit denen, weil die von Natur aus kanibalisches Verhalten aufweisen. Zum töten stell ich die erst in den Kühlschrank und dann ins Eisfach, wodurch die erst in Kältestarre sind und dann durchs Eisfach getötet werden. Die Tiere produzieren keine eigen Körperwärme, wodurch ca. 80% des reingesteckten Futters auch zu Körpermasse wird (Mehlwürmer isst man komplett, also ist Körpermasse gleich dem nutzbaren Fleisch).
3. Dezember 2012 um 14:18
@Alefred: und schmeckts denn? Den Chitinkörper stell ich mir nicht grade appetitlich vor…
9. Dezember 2012 um 06:35
Ich hatte die mit (zu viel) Öl in der Pfanne gebraten/frittiert und die hatten Ähnlichkeit mit Erdnussflips. Geschmack war nussig und viel Fett. Der Chitinpanzer macht keine Probleme, da er sehr dünn ist.
16. Dezember 2012 um 22:56
Das ist genau der Punkt, den ich Fleischesser öfter frage…
Wenn es kein Problem ist, Schwein zu essen, warum dann nicht z.B. Hund? Jetzt mal abgesehen vom Geschmack, einfach nur als ethische Überlegung. Für mich gibts da nämlich keinen Unterschied. Klar erwarte ich nicht, dass die Leute jetzt ihren Dackel schlachten. Aber was kann das Schwein dafür, ein Schwein zu sein und keinen Dackelblick zu haben?
Das gleiche hier – Vegetarier sein, heißt, keine Tiere zu essen – da gehören Insekten genauso dazu wie Fische…
17. März 2013 um 19:42
Vielen Dank Robin, dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
Eben kam wieder so ein dämlicher Beitrag im Fernsehen, mit Insekten den Hunger auf der Welt stillen. Erst fischen wir die Meere leer und nun sind die Insekten dran. Der Mensch ist und bleibt einfach doof, er will und wird scheinbar niemals etwas dazulernen.
Man kann mit reiner Pflanzennahrung die alle Menschen der Welt ernähren, kann wunderbare Gerichte zaubern, ohne dass man auch nur ein Tier dafür tötet und Einem mehr an Nährstoffen fehlt als es auch mit der Ernährung von Tieren tun würde. Aber: Doof bleibt doof, da kann man wohl nichts machen.
11. April 2013 um 11:29
@Miriam:
Deinem Vergleich mit „Meere leer fischen“ kann ich nicht zustimmen.
Insekten können ohne Probleme in großen Mengen gezüchtet werden (z.B. Mehlwürmer). Ich habe vor einiger Zeit einen interessanten Bericht dazu gesehen.
Die Insekten werden also nicht von den Bäumen gepflückt und damit wird die Insektenwelt auch nicht „leer gefischt“.
Im Vergleich zu Kühen, die große Weiden/Futtermengen brauchen kam mir die „Insektenfabrik“ im Bericht sehr effizient und sauber vor. Mehlwürmer brauchen nur einen kleinen, warmen Ort, ein bisschen Gemüse und sind somit bei weitem nicht so anspruchsvoll wie Kühe/Schweine etc..
Die Produktion ist somit umweltfreundlicher und einfacher.
21. März 2014 um 15:27
Vielleicht sollte man beim Nahrungsmittel Insekten nicht nur an das „am Stück“ verzehren denken. Sicher gibt es Methoden, Protein aus Insekten und eventuell auch aus Quallen zu extrahieren, um daraus dann preiswerte „europakompatible“ Nahrungsmittel herzustellen.