In einem alten Märchen hat das geheimnisvolle Rumpelstilzchen der Müllerstochter beigebracht, wie man Stroh zu Gold spinnt. Das können wir auch heute nicht nachmachen, doch etwas anderes geht: Steaks aus Mehl! Hier mein Abendessen von gestern:
Ok, die Steaks entstehen nicht DIREKT aus Mehl, sondern aus Weizeneinweiß (Gluten), dessen Herstellung kinderleicht ist. Ich hab‘ es gleich als fertiges Pulver gekauft und mich zum ersten Mal an der Herstellung von „Seitan“ versucht. Ein voller Erfolg!
Die richtige Konsistenz und Textur
Wie das Bild zeigt, bekommt man (veganes) „Fleisch“, das sich ganz ebenso braten, grillen (und zu Burgern verarbeiten) lässt wie tierisches Fleisch. Und das Beste daran: es ist von der Konsistenz her dem Fleisch tatsächlich nahe, wenn auch weniger fest. (Wer es fester mag, möge die Seitan-Zubereitung in Koch-Tüten ausprobieren!).
Dass die Konsistenz bei einem Fleischersatz ungemein wichtig ist, hab ich durch Versuche mit allerlei fertigen „Veggi-Steaks“ aus dem Handel schnell festgestellt. Das sind in der Regel komplexe Mixturen aus Tofu, Weizen- oder Milcheiweis und Getreide, haben im Ergebnis also immer eine irgendwie brotig-bröckelige Grundstruktur. Und sind damit für mich kein wirklicher „Fleisch-Ersatz“, sondern so weit daneben, dass sie die Erwartungen frustrieren. Dann lieber gleich Gemüse- und Körner-Bratlinge!
Seitan ist ANDERS: Da bröckelt nix, es hat eine sogar etwas faserige, weich gekochtem Fleisch ähnelnde Konsistenz. Und der Geschmack ist umso besser und „näher dran“, je intensiver man bei der Zubereitung würzt. (Auch tierisches Fleisch ist „pur“ ja ziemlich geschmacklos).
Goldgrube Seitan
Mit meiner ersten Seitan-Produktion bin ich also quasi auf eine Goldgrube gestoßen! Steaks, Braten, Bolognese, Geschnetzeltes, Burger – alles ohne Tierleid, locker aus Mehl selber herstellbar und SPOTTBILLIG!!
Und einen weiteren VORTEIL hab‘ ich auch gleich bemerkt, nachdem ich mich voll begeitstert an meinen Seitan-Steaks mit Zwiebeln, Ketchup, Senf so richtig satt gegessen hatte: anders als nach dem Verzehr einer entsprechenden Menge Tierfleisch tritt kein Völlegefühl auf.
Mich WUNDERT, dass Seitan nicht bekannter ist! Denn auch für gesundheitsbewusste Nicht-Vegetarier und Menschen, die auf den Euro achten müssen, wäre das doch eine super Bereicherung des Speisezettels!
9. Dezember 2010 um 20:25
Ich finde Seitan auch wirklich super, besonders die Konsistenz :)
9. Dezember 2010 um 22:14
Ah, Claudia, du hast es jetzt selber gemacht – scheint sehr gelungen! Ich hab mir das auch vorgenommen, aber erst noch deinen Bericht abgewartet;-) Seitan verwende ich ja schon länger, aber selber gemacht habe ich es noch nie.
Dass es nicht bekannter ist? Mich wundert das nicht! Seitan zu würzen ist etwas schwieriger, als Fleisch zu würzen. Es selber herzustellen, ist Arbeit. Mehr Arbeit, als ein Stück Fleisch auszupacken und gesalzen und gepfeffert zu braten und dazu eine Fertigsoße aus dem Packerl zuzubereiten.
Wer kann denn heute schon noch kochen? Für die meisten bedeutet Kochen, etwas aus dem Tiefkühlfach in die Mikrowelle zu stellen oder etwas aus irgendeinem Packerl mit Wasser anzurühren und aufzukochen. Mit wirklichen Rohstoffen kann kaum mehr jemand umgehen. Und wenn, dann machen Interessierte den Versuch, etwas aus einem tollen Kochbuch nachzukochen, wofür 113 schwierig zu beschaffende Zutaten benötigt werden. Und das war’s dann, das Fazit: Kochen ist kompliziert, teuer und zeitaufwändig. Schnelles, gesundes, preiswertes „Alltagskochen“ haben die wenigsten gelernt.
Liebe Grüße, Margit
10. Dezember 2010 um 22:47
@Margit „Wer kann denn heute schon noch kochen? Für die meisten bedeutet Kochen, etwas aus dem Tiefkühlfach in die Mikrowelle zu stellen oder etwas aus irgendeinem Packerl mit Wasser anzurühren und aufzukochen.“
du bringst es auf den (wunden) punkt. wer gern und gesundes essen selbst zubereitet (damit meine ich nicht, fastfood in der mikrowelle aufzuwärmen und fertigsalat) und darin erfahrung hat, wird bei sich auch keine schwierigkeiten entdecken, köstliches und gesundes vegetarisches bzw. veganes essen zu bereiten. jedoch, in einer gesellschaftsstruktur, in der eltern arbeiten und kinder fremdbetreut aufwachsen, dann in der ganztagsschule mit kantinenessen versorgt werden, sie werden nicht erfahren, wie es sich anhört, anfühlt, duftet, schmeckt, aussieht, wenn gemüse geputzt, gewaschen, zerkleinert wird, wenn gewürze geröstet, gemahlen, gestampft, gemixt werden, wenn wenn kohl kocht oder zuchini dünstet, kardoffeln gedämpft oder gerieben geröstet werden, wie man linsen ausliest und bohnen einweicht, etc. etc. …
falls ich gefragt würde, woran ich mich im leben orientier(t)e, dann könnte ich nur bestätigen, nicht hauptsächlich an reden oder schriften, sondern am beobachtbaren handeln der menschen in der jeweiligen umgebung.
bin meiner mutter sehr dankbar, die unserer großen familie mit jeder liebe- und phantasievoll zubereiteteten mahlzeit etwas von der köstlichkeiten aus der natur und den schöpferischen fähigkeiten des menschen auf den teller gab, und eine ahnung davon, wie schön es sein würde, wenn man es dereinst selbst so tün würde. und ich tu’s mit leidenschaft.
12. Dezember 2010 um 10:32
Ja, Ihr habt recht: mit dem Verlust des Alltagskochens verschwindet auch das Vermögen, die Vielfalt vegetarischer und veganer Ernährung preiswert und kreativ erleben zu können. (Dazu werd ich mal einen Beitrag schreiben, habt Dank für die Inspiration!)
Hinzu kommt bei Seitan wohl noch der Name (klingt wie Seetang, was falsche Assoziationen weckt: vom echten Seetang bis hin zum kränklichen Makrobioten, dem die Zäne ausfallen).
Wir sollten es Weizenfleisch nennen – analog zu Sojamilch!
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16. Dezember 2010 um 19:18
Ich wünsche mir einen Beitrag über Wintersuppen :) (alles außer Kürbis – die kennt man schon ;)
19. Dezember 2010 um 13:59
Hier ist er:
https://www.unverbissen-vegetarisch.de/2010/12/wintersuppe-asiatische-kohlsuppe-zum-abnehmen/
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26. September 2012 um 20:28
Und das schmeckt wirklich???
Wie Fleisch nur ohne Fleisch? Kaum vorstellbar