Es sieht ein bisschen aus wie Knäckebrot in anderen Formen: das „Sojafleisch“ gibt es in verschiedener Aufmachung, als Steak, Medaillon oder Geschnetzeltes, doch ist der Inhalt immer dasselbe. Wikipedia kennt das Produkt als „texturiertes Soja“, ein industriell hergestellter Fleischersatz aus entfettetem Sojamehl, einem Nebenprodukt der Sojaölproduktion.
Viel Eiweis, wenig Fett, kaum Eigengeschmack und eine sehr faserige Struktur – damit sind die wesentlichen Eigenschaften schon beschrieben. Ich erinnere mich, dass meine Mutter schon in den 70gern das „Ersatzfleisch“ mal auf den Tisch brachte, nicht aus ethischen, sondern aus finanziellen Gründen. Doch es mundete der Familie nicht und verschwand also wieder in der Vergessenheit.
Eine zweite Chance fürs Sojafleisch
Da das Sojafleisch nach Tofu und vor Seitan wohl die bekannteste Fleisch-Alternative ist, bestellte ich mir kürzlich einige „Steaks“ und „Medaillons“. Auf jeden Fall eignet es sich als „Krisenvorrat“ (wenn mal der Warenverkehr stoppt), denn es ist sturztrocken und gefühlt endlos haltbar.
Ich übergoss also ein „Steak“ mit heißer Gemüsebrühe, ließ es sich voll saugen und ein paar Minuten auf kleiner Flamme köcheln. Danach drückte ich es ein wenig aus, schnitt es in Stücke, würzte nochmal (Pfeffer, Majoran, Knoblauchpulver) und briet es in Pflanzenöl an. Dazu gab es Polenta und ein Paprika-Spinat-Gemüse. So sah das dann aus:
Insgesamt war dieses Abendessen in Ordnung, aber das Sojafleisch hat mir nicht unbedingt Lust auf mehr vermittelt. Die wirklich SEHR faserige Konsistenz irritierte mich und wirkte gar nicht „Fleisch-ähnlich“. Der Geschmack entsprach der Würzung, was ja nicht wundert. Vielleicht hab‘ ich es zu kurz eingeweicht, oder ich war durch meine Seitan-Experimente in Sachen „Fleisch-Ähnlichkeit“ nun zu verwöhnt – diese erste Sojafleisch-Erfahrung haute mich jedenfalls nicht vom Hocker. Auch nicht, als ich ganz bewusst versuchte, es als „etwas Neues eigener Art“ anzusehen – es war mir einfach zu strohig!
Mag sein, dass es intensiverer Zubereitungen braucht, um es schmackhafter und stimmiger wirken zu lassen – als Gulasch oder Bolognese zum Beispiel. Da noch jede Menge in den Packungen ist, werde ich wohl weiter experimentieren.
[Update Januar 2012: Mittlerweile hab‘ ich Sojafleisch nochmal getestet und bin sehr begeistert! Ich hatte es beim ersten Versuch einfach zu wenig eingeweicht!]
29. Dezember 2010 um 18:41
An solche Experimente meiner Eltern in den Siebzigern Sojafleisch als Gulaschvariationzu servieren erinnere ich mich auch, auch daran, dass mich das Zeug an Pilze erinnerte ,und ich es eigentlich gerne aß. Aber irgendwann hatte ich das Zeug über und konnte es nicht mehr sehen.
Ich esse sehr gerne vegetarisch, , aber wenn ich die heutigen so genannten Vegetarier bei Grillfesten mit ihren komischen Sojawürstchen erlebe , bedaure ich sie eher als dass ich sie bewundere . Genussmenschen, die ihre Umwelt mit allen Sinnen erleben wollen sind, das meistens nicht…denn dann würden sie sich etwas mehr Mühe bei der Auswahl und Zubereitung ihrer Nahrung geben. Vernunftgesteuert und ziemlich langweilig…
Dein Grillgemüse plus Polenta würde mir als Allesfresser übrigens als Mahlzeit reichen, das ist lecker und geschmackvoll!
Ich möchte auch nicht so genau wissen, wie dieser Fleischersatz hergestellt wird und was dem Zeug eventuell noch zugesetzt wird an Farbstoffen, Aromastoffen und so weiter. Die Sojastory von U. Pollmer kennst Du ja sicherlich …http://www.das-eule.de/html/eu_l_e_n-spiegel_ausgabe_4_2007.html
LG
Sisah
30. Dezember 2010 um 10:52
Hallo Sisah, das ist ein echt inspirierender Kommentar! Dazu werd ich einen eigenen Artikel schreiben (denn meine Erfahrungen sind alles andere als „lustlos“!)
Dem Sojafleisch wird, sovie ich gelesen habe, nichts weiter zugesetzt. Sonst wär es in der dem „Künstlichen“ eher abgeneigten Veggie-Szene wohl auch eher chancenlos.
„Sojabohnen werden gemahlen und rein mechanisch in mehreren Pressgängen bis knapp unter fünf Prozent Restfettgehalt ausgepresst. Das entfettete Sojamehl wird nun in einem Extruder zu seiner fleischähnlichen Form und Beschaffenheit extrudiert („aufgepoppt“).“ (Wikipedia)
Da es sich um eine Trockenware handelt, sind Zusätze zur Haltbarmachung ja nicht nötig – und einen Geschmack „hinbasteln“ will man auch nicht, das sollen ja die Verwender selber machen.
30. Dezember 2010 um 17:17
Hallo!
Ich habe das große Probier-Set von Alles-Vegetarisch bestellt und ebenfalls noch die big steaks und so hier liegen. Bis jetzt habe ich nur die kleineren Stücke verarbeitet und in Form von Gulaschsuppe (mit den Würfeln), Bolognese oder Chili sin Carne hat es bis jetzt gute Dienste geleistet. Auch als Füllung für eine Art Veggie-Gyros ging es ganz gut oder in Form von „Vegan Strogonoff“. Entscheidend ist halt es stark zu würzen und (wie auch Björn Moschinski öfter in Videos erwähnt) mit viel Öl/Fett anzubraten, da es von Haus aus weder Eigengeschmack noch Fett enthält. Am besten funktioniert es in einer würzigen Soße, von der es den Geschmack aufnehmen kann. Die Versuche Richtung Big Steaks als Rolladen stehen bei mir aber auch noch aus ;)
Schöne Grüße,
Kniffel
31. Dezember 2010 um 18:16
Hallo Claudia,
die kurze Beschreibung zur Herstellung des Sojafleisches bei Wikipedia hatte ich durchaus gelesen, fand sie aber sehr unbefriedigend.
Ich hätte da noch die eine oder andere Frage:
Wie kann man Fett aus einem Stoff allein durch mechanisches Pressen entfernen? Wer garantiert, dass da keine Lösungsmittel verwendet werden?
Das Wort ‚Extrusion‘ mit ‚aufpoppen‘ zu erklären ist mir auch zu wenig.
Ich habe da mal nachgeschaut und hier eine ausführlichere Erklärung dieses sehr aufwändigen technologischen Bearbeitungsprozesses gefunden:http://www.eufic.org/article/de/Lebensmitteltechnologie/lebensmittelverarbeitung/artid/neue-lebensmittel-technologien-lebensmittelverarbeitung/
Abschreckend, dieses Zeug werde ich garantiert (nicht mehr) essen.
Wieso brauchen Vegetarier eigentlich ‚Ersatz‘ für Gerichte, die typisch für die Fleischküche sind, wo dann auch noch in der Namensgebung Bezug genommen wird auf die klassischen Fleischgerichte, Kniffel führt sie in seinem Beitrag an?
LG
Sisah
1. Januar 2011 um 12:10
Liebe Sisah,
die meisten werden nicht deshalb Vegetarier, weil ihnen Fleisch geschmacklich nicht zusagt, sondern aus ethischen Gründen. Zum einen ist es die Massentierhaltung, die man nicht mehr durch Fleischkonsum unterstützen will, zum anderen lehnen es viele auch grundsätzlich ab, fühlende Tiere für menschlichen Genuss zu töten und zu „verbrauchen“, wenn das doch ohne echte Einbußen an Lebensqualität vermeidbar ist.
Mehr dazu hier:
Fleischersatz – über Moral und Geschmack
Des weiteren reichen Körner und Gemüse alleine nicht für eine vollwertige Ernährung: es braucht schon auch Eiweislieferanten. Eiweis ist zwar AUCH in Getreide und Hülsenfrüchten, aber sehr viel massiver in Tofu, Seitan, Soyafleisch und Ähnlichem. Diese Lebensmittel ermöglichen es auch, die eigene Koch- und Esskultur leicht variiert fortzuführen – mit allem, wofür man früher Tierfleisch brauchte: Schnitzel, Braten, Burger, Gulasch etc.
Das Sojafleisch werde ich nicht nachkaufen, denn da ich Seitan entdeckt und zu nutzen gelernt habe, brauche ich das gar nicht (das hätt ich mal in meiner Fleischesser-Zeit entdecken sollen!!! Dann wär ich schon viel früher „ausgestiegen“).
2. Januar 2011 um 11:31
Wie gesagt bin ich immer noch ähnlich wie ein Schwein ein Allesfresser, habe jedoch auch keine Probleme mit vegetarischer Ernährung, die ich anlässlich eines ReHa-Aufenthaltes auch ohne Fleischheißhunger wochenlang genossen.( Da gab es einen genialen Koch, der auch ohne Seitan und Sojafleisch geniale Gerichte servierte.)
Massentierhaltung war mir immer zuwider, und wird es auch immer bleiben, ein Tier, das ich vorher persönlich kannte, kann ich immer noch nicht essen, das war auch schon immer so. Um ehrlich zu sein, hält mich nur meine Bequemlichkeit davon ab, mich ausschließlich vegetarisch zu essen. Ich will meine Beweggründe ein Allesfresser zu bleiben aber nicht weiter ausbreiten.
Den Eiweißbedarf mit Hilfe ovo-lactovegetarischer Kost zu decken ist völlig unproblematisch, da braucht man weder Seitan noch Sojafleisch. Die biologische Wertigkeit (Ein Maß für die Qualität eines Nahrungsproteins) pflanzlicher Eiweiße lässt sich mit Milchprodukten und Eier aufwerten( z.B,) Pellkartoffeln mit Quark. Bei Veganern wird das dann schon schwieriger, da hast du recht. Ich hatte aber nicht angenommen, dass es hier vegan zugeht.
LG
Sisah
2. Januar 2011 um 13:02
Niemand braucht sich hier für seine Ernährungsweise rechtfertigen – das Blog heißt ja mit Absicht „unverbissen vegetarisch“. Wobei es ja eine Menge Kochblogs gibt, die Ovo-lacto-vegetarische Rezepte anbieten, da muss ich nicht noch mehr auf den großen Haufen werfen.
Fleischverzicht ist mir dank Seitan nun ein Leichtes – und jetzt experimentiere ich eben aus, ob ich nicht auch andere tierische Lebensmittel reduzieren kann. Auf Eier hab ich lange schon keine Lust mehr, die Milch im Kaffee konnte ich durch Sojamilch ersetzen – Käse werde ich vermutlich nie ganz abschaffen, teste aber auch mal ’ne vegane Sorte.
„Veganer“ werd ich aber wohl nie werden, denn für Radikalismen interssier ich mich nicht mehr so wie in jungen Jahren. :-)
Ich finde es großartig, dass sich derzeit immer mehr Menschen überlegen, ihren Fleischkonsum zumindest zu reduzieren – DAS der größte Schritt mit den intensivsten Auswirkungen.
2. Januar 2011 um 13:13
Hallo :)
Das dir, als Seitan-Künstlerin, die Soja-Fleisch-Produkte nicht so sehr schmecken, wundert mich garnicht. ;P
Ich hab die Soja-Medalions versucht, bevor ich mit Seitan angefangen habe und mir schmecken sie eigentlich recht gut. Mit Seitan sind sie allerdings in keiner Weise zu vergleichen, da hast du vollkommen recht! Wie richtige Steaks o.ä. schmecken sie ja auch nicht aber als Beilage zum Gemüse mit Soße find ich sie gut und man hat auch weniger Aufwand bei der Zubereitung.
Warscheinlich ist es aber auch einfach nur Geschmackssache.
Viele Grüße und schönen Sonntag noch!
Michaela
4. Januar 2011 um 12:09
Jedem das Seine, Sojawürste, Sojaburger und Tofu sind gewiss nicht das meine.
Meiner Meinung ist die vegetarische Ernährung eine andere als die konventionelle Fleischernährung. Meiner Meinung braucht die vegetarische Ernährung keinen Fleischersatz.
Wenn es etwas Gebratenes sein muss, dann mach ich mir Getreideplätzchen aus Bulgur oder Getreideschrott. Hafer- oder Maisschnitten schmecken auch ganz lecker.
Zum Grillen nehme ich Gemüsespiese, Bratkartoffeln und Schlangenbrot mit.
Mit etwas Fantasie lassen sich viele vegetarische Gerichte auf den Tisch zaubern.
Wie viel Fleisch jemand braucht, ist individuell. Darum masse ich mir auch kein Urteil über die richtige Ernährungsform an.
Auch in der ökologischen und artgerechten Tierhaltung fällt Fleisch an. Darum habe ich kein Problem damit, wenn jemand Fleisch isst.
4. Januar 2011 um 14:56
Hachje… Ja ich hab für mein Leben gerne Chili con Carne gegessen. Und das tue ich immernoch. Und wenn ich ein Chili mit Sojagranulat koche erkennt kein Fleischfresser den Unterschied. Ich sehe da nichts falsches dran. Auch wenn ich mir ein Sojaschnitzel brate oder grille sehe ich da ebenfalls keine bigotterie. Ist Grünkern auch doof, weil man daraus Bratlinge machen kann? Oder auch für ne Bolognese nehmen kann?
Ich brauche das nicht als Fleisch-Ersatz, ich grille einfach gerne und probiere gerne Alternativen aus.
5. Januar 2011 um 15:49
@antoine: wenn DIR „Getreideplätzchen aus Bulgur oder Getreideschrott. Hafer- oder Maisschnitten“ reichen, dann ist das doch ok so. Allerdings liegen WELTEN zwischen diesen Nahrungsmitteln und den Protein-Champions Fleisch, Seitan, Tofu, Sojafleisch etc.
Es sind gänzlich andere Lebensmittel, da kann nicht das eine das andere „ersetzen“ – aber natürlich kann man auf das eine verzichten und mit dem anderen glücklich werden. Ganz individuell verschieden… (allerdings: wie deckst du deinen Protein-Bedarf? Nur aus Bohnen? Oder Käse, Milch?)
Ich finde es regelmäßig seltsam, wenn Leute kritisieren, dass man verschiedene andere Protein-Träger als Fleischersatz ausprobiert. Schließlich sind die meisten, die aus ethischen oder Umwelt-Gründen zu Veggies werden, keine Leute, denen Fleisch nicht geschmeckt hätte. Nur hat diese Liebe eben Grenzen, wie Safran Foer (Tiere essen) so treffend ausführte.
Toll also, wenn man einen Fleischersatz findet, der auch schmeckt und sich vielfältig zubereiten lässt. Für mich ist SEITAN da einfach der Hit: wohlschmeckend, kalorienarm, fettfrei, cholesterinfrei – und sehr sehr „fleisch-nah“ in Geschmack und Konsistenz.
5. Januar 2011 um 17:47
Ich mag „Sojafleisch“ ganz gerne und koche auch schon lange damit. Wichtig ist, finde ich, dass man es lange in heißer Brühe, die gut gewürzt ist, einweicht und dann wie Fleisch weiter verkocht. Ausgedrückt wird es bei mir nicht, ich lasse es in einem Sieb abtropfen, fange die Brühe auf und verwende auch die Brühe dann zum Weiterkochen. Am liebsten mag ich Sojafleisch in Gerichten mit Soßen, dazu gibt’s dann Gemüse, Kartoffeln, Reis, Polenta, Nudeln etc.
Die Steakform, also würzen und braten, schmeckt mir nicht so, das ist mir zu trocken.
Fertige Sojawürste, Sojaaufschnitt etc. schmecken mir übrigens überhaupt nicht. Der Geschmack ist mir zu künstlich und zu identisch.
Hier bei uns Weizengluten zu bekommen für einen Seitan-Selbtstproduktionsversuch ist gar nicht so einfach. Hab schon zwei Biomärkte erfolglos abgeklappert. Übermorgen erfolgt der nächste Versuch, irgendwo in Wien wird’s die ja wohl geben…
Liebe Grüße, Margit
6. Januar 2011 um 13:47
Hallo Margit,
hier eine Bezugsquelle für Weizengluten in Österreich
http://www.veganversand.at/5008739aa414eeb02/0428fd9b8f0035642/5008739afc0bba105.php
in Bio-Qualität:
http://www.veganversand.at/5008739aa414eeb02/0428fd9b8f0035642/0428fd9b931254506.php
9. Januar 2011 um 21:15
Liebe Claudia,
danke für die Links!
Ich werde wohl doch bestellen müssen – erst dachte ich ja, die Weizengluten könnte ich im Geschäft einfach kaufen. Aber die scheinen nicht sehr gefragt zu sein;-)
Liebe Grüße, Margit
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17. Februar 2014 um 17:19
Hallo Zusammen,
Ich bin ebenfalls Vegetarier, aus religiösen Gründen und den Tieren zuliebe. Die Soja Big Steacks finde ich total super, erst aufgeweicht, dann gewürzt wie Grillfleisch und in der Pfanne angebraten. Frisch schmecken sie am besten. Allerdings find ich es schade, dass es wohl keine Bioqualität gibt oder nur zu utopischen Preisen.
Aber der Markt ist ja noch aufstrebend und vielleicht wird es ja noch.
Was mich interessieren würde, was Ihr als Seitan empfehlen könnt.
Viele liebe Grüße an alle
Mike